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Walther von der Vogelweide

~ Von Tanja 5462 Sprüche ~


Walther von der VogelweideWalther von der Vogelweide (* um 1170; † um 1230) war einer der berühmtesten Minnesänger des Mittelalters.

Minnesänger?

Minnesang ist ein großer Teil der Lyrik im Mittelalter. Und wie das meistens so mit Lyrik ist, handelt sie von der Liebe. Nicht so einfach von irgendeiner Liebe, sondern von der "Minne". Und die "Minne" entwickelt sich immer mehr zu einer höfischen, edlen Form der Liebe.

Das heißt, ursprünglich war die Minne eigentlich jede Form der Liebe. Liebe zwischen Geschwistern, Liebe zu Gott, Liebe zwischen Mann und Frau... und dann rissen Adel und Klerus sie sich unter den Nagel. Richtig lieben, das könnten sowieso nur die. Minne, das ist kein derber Flirt zwischen Magd und Knecht. Und triebgesteuert ist es schon gar nicht. Minne, dass ist die reinste Form der Liebe, edel und rein und schön.
Naja, auch der erste und zweite Stand besteht nur aus Menschen. Im Spätmittelalter war die Minne dann doch wieder größtenteils körperliche Anziehungskraft. Minne stand für Sex, und war somit ein Tabuwort, bis es schließlich durch unsere heutige "Liebe" ersetzt wurde.

Aber wir schweifen ab. Denn Walther befindet sich noch in der Zeit, als die Minne etwas besonderes war. Er lebte nicht im Spät- sondern im frühen Hochmittelalter. Und da war gerade die "Hohe Minne" hoch im Kurs.

Zu seiner Zeit stehen die Frauen nun nicht gerade im Mittelpunkt der Gesellschaft. Männer kämpfen um Macht und Ehre, der Investiturstreit läuft, Kreuzzüge und Ritterturniere gehen von statten und Orden und Schulen bilden sich. Und frau sitzt in der Burg, wohlhabend und schön. Und keiner beachtet sie so richtig.
Doch es gibt einen kleinen Ausgleich in der Gerechtigkeit.
Ein paar liebe Männer hocken sich vor die Fenster der schönen Frauen und geben ein Lied zum besten. Eines, von unerwiderter Liebe zu einer schönen, höherstehenden Frau, die unerreichbar und wundervoll ist.
Das taten sie nun nicht, weil die alle schrecklich vernarrt in unerreichbare Frauen waren. Mehr war es eine Sache der Ehre. Und sie bekamen Anerkennung für ihre Mühen.
Minnesänger waren nicht die unglücklich verliebten Loser. Ihr Metier war sogar eine Art Wettkampf unter Rittern, ähnlich einem Tunier.

Walthers Minne
Walther war große Klasse in der hohen Minne. Er wusste, wie man höherstehende Frauen bezirzt:

Frowe, ich trage ein teil ze swaere:
wellest dû mir helfen, sô hilf an der zît.
sî abe ich dir gar unmaere,
daz sprich endelîche: so lâz ich den strît,
unde wirde ein ledic man.
dû solt aber einez rehte wizzen, frouwe,
daz dich lützel ieman baz geloben kan.


Nichts verstanden? Nun, dann übersetze ich es mal (mithilfe einer professionellen Übersetzung) möglichst nah am Text:

Frau (damals entsprechend zu Dame), ich trage dieses Teil zu schwer:
willst du mir helfen, so hilf mir, wenn es an der Zeit ist.
wenn ich dir aber gar zuwider bin,
dann sprich frei heraus, dann lass ich den Kampf,
und werde wieder ein freier Mann
du sollst nur eins recht wissen, Frau,
dass dich niemand besser loben/dir Komplimente machen kann.


Ihr findet das noch nicht so richtig schnultzig? Ja, er kann es auch eigentlich noch besser. Und da werdet ihr problemlos im Internet Beispiele mit Übersetzung finden.

Wofür Walther aber darüber hinaus noch berühmt geworden ist, ist die "ebene Minne". Walther suchte sich nicht nur die edlen, unerreichbaren Damen aus, sondern auch die einfachen, schönen, jungen Mädchen, von denen er glaubte, dass sie ein paar nette Worte verdient hatten. Er spricht manchmal sogar nicht aus der Sicht des Mannes, sondern aus der Sicht des Mädchens, wie in "under der linden". Ich find das Lied niedlich, wenn man sich das "tandaradei" mal wegdenkt.

Walther hat sich also echt ausprobiert, was die Lyrik angeht. Und das nicht nur in seiner privaten Poesie, sondern auch in Auftragswerken mit gesellschaftlichem Hintergrund. Er gehört zu den ganz wenigen, die sowohl echten Minnegesang als auch Berufsdichtung (Spruchdichtung/Sangspruchdichtung) machten.





Es stehen 14 Sprüche von Walther von der Vogelweide im Spruch-Archiv


Zufallsspruch von Walther von der Vogelweide

Tanja 5462 Sprüche 19.03.2010 - 19:54   deutscher Spruch Facebook Share
Schenkens Lohn ist wie die Saat, die aufgeht:
Reiche Ernte naht, wenn reichlich ausgestreut man hat.

Walther von der Vogelweide erlaubterlaubtDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist
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