direkt zum Inhalt direkt zum Menü direkt zur Kategorieauswahl

Hans Jonas

~ von Tanja 5462 Sprüche ~


Hans Jonas (* 10. Mai 1903; † 5. Februar 1993) war ein deutsch-amerikanischer Philosoph.

Er wurde unter anderem für sein Buch "Das Prinzip Verantwortung" bekannt, das von dem richtigen Umgang des Menschen mit der Technik erzählte. Er knüpft auch teilweise an die Bioethik an (mehr dazu bei Albert Schweitzer) und führt sie zur Verantwortungsethik fort.

Seine Zeit
Versetzt euch in die Zeit des Kalten Krieges. Zwei Supermächte, Amerika und die UdSSR, haben eine wahnsinnige Macht - und haben doch beide Angst voreinander. Sie versuchen, mehr und mehr Waffen zu haben, immer gefährlicher und gewaltiger, um den anderen einzuschüchtern. Keiner will es zu einem Krieg kommen lassen. Keiner will die Atombomben in seinem Land fallen sehen. Und doch rüsten sie immer weiter auf, um dem anderen zu signalisieren:
"Wenn du mich bombadierst, dann feuere ich zurück. Das überlebst du nicht. Lass es lieber"
Mittlerweile können beide Mächte die Welt mehrmals in die Luft jagen. Einmal killen ist zu wenig: Overkill.

Seine Gedanken
Hans Jonas denkt zurück. Da gab es mal diese schönen Zeiten, wo man Krieg führte, der wieder endete, wenn die beiden Parteien sich geeinigt hatten. Die Menschen waren dann ein bisschen ärmer und etliche grausam gestorben, aber hey - es gab noch Leben. Funktionierendes Leben, das sich wieder aufrapeln konnte, wenn der Krieg zuende war.
Ein Krieg wie dieser, ein dritter Weltkrieg, der würde anders enden. Menschen, Tiere, jegliche Form des Lebens konnte über Kilometer hinweg ausgelöscht werden - per Knopfdruck. Das Leben, das danach wieder einen spärlichen Versuch unternehmen würde, das Land zu besiedeln, sähe anders aus. Verkrüppeltes Leben, von Geburt an ohne Augen oder Arme. Strahlenkrankheit, Erbrechen, Durchfall, Haarausfall an der Tagesordnung. Die Flüsse verseucht, die Erde verstrahlt. Wie lange? Wer weiß das schon.

Jonas hatte Angst vor einer solchen Zukunft. Bisher hatte man in Kriegen nicht auf die Umwelt achten müssen. Die Natur war stärker gewesen, hatte nicht beeinflusst werden können durch die menschlichen Bagatellen. Jetzt aber, wo wir über die Natur hinausgewachsen sind und sie so leicht unwiederbringlich zerstören können, müssen wir das doch auch in Erwägung ziehen, wenn wir einen Krieg beginnen.

Wir leben in einem sehr gefährlichen Zeitalter.
Der Mensch will die Natur beherrschen,
bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.

Albert Schweitzer
(Spruch 6651)


Hans Jonas sagte, der Mensch hätte bisher nur im "Nahkreis des Handelns" agiert. Das heißt, dass die Folgen seiner Taten nur seine Mitmenschen betraf, seine Nachbarn oder Bekannten, vielleicht noch ein paar Kollegen aus dem Nachbarland, mit denen er sich an der Grenze traf, um sich gegenseitig zu erstechen und vom Pferd zu hauen. Zudem betrafen die Folgen der Handlung nur die eigene Zeit. Jeder agierte für seine Generation, vielleicht noch für seine Kinder, aber mehr nicht.
Alle Maximen des Handelns, alle moralischen Grundsätze waren darauf aufgebaut, dass man nur in seinem Nahkreis handeln konnte.
Nun, wo der Kreis ausgeweitet wurde, und man neben seinen Mimenschen auch kilometerweit entfernte Völker ausrotten konnte, Gebiete über Generationen hinweg verwüsten konnte, musste man auch die moralischen Grundsätze anpassen.

Hans Jonas sagte außerdem, dass das vorhersagende Wissen derzeit hinter dem technischen Wissen zurückbleibt.
Das heißt, wir können zwar eine Atombombe bauen, wir können sie auch praktisch abwerfen - wir können aber nicht sagen, wie weit die Folgen tatsächlich gehen. Wir haben das technische Wissen, aber wir können noch nicht vorhersagen, was wir da eigentlich bewirken.

Das ist übrigens nicht auf die Zeit des Kalten Krieges beschränkt.
Die DDR jagte mit Braunkohlekraftwerken Abgase in die Luft, und in Schweden (außerhalb des Nahkreises) starben plötzlich reihenweise die Fische in den Flüssen.
Wir haben Atomkraftwerke und bereiben Forschungen, die ebenso explosiv und gefährlich sind.
Wir haben Genmais und können vielleicht bald den Kindern braune Augen in die DNA setzen, ohne zu wissen, wie irgendwann später mögliche Mutationen aussehen.
Politiker könnten dieses Verhalten vielleicht teilweise einschränken - aber auch die sind nur Menschen und können nicht alles abschätzen. Und meistens haben sie weniger Hintegrundwissen als die Forscher.

Deshalb sagt Jonas: Handle so, dass du das Leben (jetzt und später, hier und überall) nicht gefährdest.

Handle so,
dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind
mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.

Hans Jonas
(Spruch 29400)


Weil dieser Spruch in seiner Formulierung dem kategorischen Imperativ ähnlich ist, wird er auch als "ökologischer Imperativ" bezeichnet.

Wie kann das durchgesetzt werden?
Nun, zunächst müsse man "Ehrfurcht und Schaudern" wieder lernen. Diese Begriffe, die einem erstmal rein negativ erscheinen, haben auch ihre positive Seite. Denn wenn wir Angst vor der Atomkraft haben, trauen wir uns nicht, sie leichtfertig einzusetzen.
Atombomben sind aus seiner Sicht allgemein widersinnig. Denn der Krieg dient doch immer dem Zweck, dass die Menschen "in unverkümmerter Menschlichkeit" gedeihen. Mit dem Einsatz von Atomwaffen - zumindest wenn er, wie im Kalten Krieg, auf beiden Seiten erfolgt - zerstört man aber die Möglichkeit, dass hier je wieder irgendwas gedeiht. Jonas sagt, man zerstört also den Zweck durch die Mittel.
Jonas erklärt es auch für notwenig, dass die Regierungen sich der "neuen Ethik" fügen. Es ist natürlich nicht auf direktem Wege möglich, dass die Menschen aus der Zukunft in unser Parlament kommen und mitdebattieren, was das sinnvollste ist. Also muss es etwas geben, dass für diese Menschen einsteht. Eine Lobby oder ein "Zukunftsministerium", das sich um die Angelegenheiten der späteren Generationen bemüht.





Es stehen 6 Sprüche von Hans Jonas im Spruch-Archiv


Zufallsspruch von Hans Jonas

Calleigh 808 Sprüche 16.02.2014 - 18:08   deutscher Spruch Facebook Share
Der Tierzüchter weiß jeweils,
was er vom Tiere will.
Aber wissen wir auch,
was wir vom Menschen wollen?

Hans Jonas
Tiefsinniges
Kommentar eintragen Spruch-Bewertung: 0,00 Vote:
 



Bist du ein Nachfahre von Hans Jonas und möchtest, dass diese Biographie im Spruch-Archiv geändert oder gelöscht wird?
Bitte melde dich unter autoreninfo@spruch-archiv.com oder übers Kontaktformular