Zum Beispiel, wenn ihr euch lange Zeit nicht mehr seht. Oft ist am Anfang noch das Bedürfnis da, sich viel zu schreiben und am Leben des anderen teilzuhaben.
Aber dann merkt man, dass man sich immer mehr auseinander lebt, und schließlich hat man (fast) überhaupt keinen Kontakt mehr.
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Wie man denn gerade von guten ehelichen Beziehungen zu sagen pflegt, dass sie im Laufe der fortschreitenden Jahre wie von selbst den Charakter einer wunderbaren Freundschaft annähren. Dazu passt auch die Vermutung, dass Ehen meist nicht an absterbender Liebe, sondern an fehlender Freundschaft scheitern.
Ich glaube, dass der Freundschaftsbegriff heute sehr leichtfertig und sehr, sagen wir nicht mehr in dem ursprünglichen Sinne gebraucht wird. Denn Liebe ist etwas, das etwas keine Erwiederung braucht. Ich kann ein Idol lieben, ich kann den Lieben Gott lieben, ich kann meine Kinder lieben, ich kann meine Frau lieben. Aber letztendlich braucht es keinen Gegenüber. Freundschaft, würde ich immer sagen ist genau das in der Erwiederung. Das heißt, Freundschaft wäre dann erwiederte Liebe.
Stellt man sich die Freundschaft bildlich als einen menschlichen Körper vor, so wären die Hände die Hilfsbereitschaft, die Füße die Kraft zur Ausdauer, das Herz jenes Organ, welches den ganzen Körper mit dem närenden Blut des Wohlwollens versorgt, und der Kopf die nacht nachlassende Instanz der Aufmerksamkeit und der hellhörigen Zuwendung zum anderen. Soll aber die Freundschaft ebenfalls von einem aufrechten Gang geprägt sein, so braucht sie ein Rückgrat, und dieses Rückgrat ist die Verpflichtung zur Wahrheit, die man Aufrichtigkeit nennt. Es gibt keine Freundschaft die sich von der Wahrheitspflicht freisprechen dürfte.
Vielleicht ist die Heilkraft der Freundschaft noch viel größer als die Liebe. Die Liebe ist wohlmöglich selbst der Wahn, den man braucht. Die Freundschaft könnte die Zufriedenheit sein, die man sich schenken lässt. Die Liebe will den Körper des Geliebten erforschen, die Freundschaft seine Gedanken.
Was geht es dich an, wenn ich dich liebe? Dies darf eine Liebende ihrem Liebhaber sagen. In der Freundschaft aber, da geht nichts einseitig! Da braucht man die Erwiederung der anderen Seite. Ich kann nicht die Freundin von jemanden sein, ohne dass dieser es auch will und es mir sagt. Die Liebe lebt auch ohne die Bestätigung von der anderen Seite. Die Freundschaft aber braucht kontinuierlich ein Echo und gelebte Gegenseitigkeit.
Augustinus meint, auch Freundschaft haben äußere Zeichen zu kennen und müsse sich dieser Bedienen, und er zählt die Wichtigsten davon auf: Kuss, Rede, Blicke und tausend vertraute freundliche Gebärden
Über Jahre hatte ich den Leitspruch: Wage mit mir die Liebe und sehe dann zu, ob du noch Freundschaft brauchst! Inzwischen bin ich dort angelangt, wo ich einem Mann, der mir etwas bedeutet sagen möchte: Wage mit mir die Freundschaft, und dann sehen wir zu, ob wir noch die Liebe brauchen.
Vor einem Freund dürfe man denken und reden, ohne sich verstellen zu müssen. Freundschaft sei aber auch eine Spur im Sand, die man erneuern müsse, weil sie sonst verschwinde. Denn so ewig und unvergänglich sei sie gar nicht, weil sie manchmal besungen werde.
Sie (die Freundschaft) fällt schlicht vom Himmel, als unerwartetes Geschenk. Doch ist das Geschenk da, muss man schnell tätig werden. Spontan sich ergebende Freundschaft, wird erst durch gegenseitige Aktivität real.
Es gibt Leute, die sagen, sie wären nicht einsam. Sie hätten ja StudiVZ und MySpace. Neulich hat mich jemand ausgelacht, als ich sagte, ich gehe mal bei einem Kumpel vorbei, um zu sehen, ob er da ist. Virtuelle Freundschaften fand ich schon immer suspekt. Die helfen einem nix, wenn mal die Festplatte abraucht.