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Hermann Löns

~ Von Rainer Kaune ~


Ein Stenogramm

Sein Leben: Qual, Arbeit, Sehnsucht.
Seine Liebe: Landschaft, Tier, bildende Kunst und Literatur.
Seine gebliebene Leistung: Poetisches über Tier und Jagd, über Wald, Moor und Heide.
Seine mythischen Beinamen: Dichter der Lüneburger Heide, Vater der deutschen Tiergeschichte,
Urvater der Umweltschutzbewegung.

Er lebte von 1866 bis 1914 - war Journalist und Schriftsteller - und hieß Hermann Löns (* 29. August 1866; † 26. September 1914).


Kunst, Nervenschwäche und ungelebtes Leben

In seinem halb autobiografischen Künstlerroman „Das zweite Gesicht“ schrieb Hermann Löns: „Weil ich aber ein Künstler bin, bin ich stets unzufrieden gewesen. [...] Die Unzufriedenheit ist die Grundlage der Kunst [....]“ Sehr bezeichnend auch seine Briefzeile: „Na ja, 's ist schon ein Kreuz, Mensch zu sein – wie erst ein Dichter.“ Noch deutlicher die an einen Freund gerichteten Worte: „Ja, das muss einem freilich ziemlich bald klar werden, dass Künstler sein keine Gnade, sondern eine Strafe ist.“

Löns war überzeugt: Künstler sind gesegnet und geschlagen mit überfeinerten Nerven und hohen Idealen; und so kann denn nicht ausbleiben, dass sie sich wund reiben an dem rauen Widerstandscharakter der Welt. In seinem Künstlerroman äußerte er die Erkenntnis: „Alles auf der Welt hat ein zweites Gesicht, die Natur, die Kultur, die Religion, die Kunst, die Politik, die Liebe, alles, alles.“ Deprimierende Zusatzbemerkung sodann: „Wer das nicht weiß, ist glücklich; ich weiß es.“

Was tun, um standhalten zu können? – Eine Antwort, die er mal gab: „Sehnsuchtsmenschen, die wir sind, Lauscher auf das Ewige, die müssen sich bescheiden.“ Aber das stille Sichabfinden war auf Dauer nicht seine Sache. Auf dem Romanpapier sagte er zwar: „Denn ich bin da, um zu wirken, nicht um zu leben, wie Hans X und Kunz Y“, doch in Wahrheit quälte es ihn sehr, dass sein Dasein so unvollkommen war. Am meisten entbehrte er: Glück in Ehe und Vaterschaft; freie Zeit für das Kunstschaffen; ein Nervensystem, das stabil war.

Vermochte die Kunst zu ersetzen, was das Leben versagte? – Löns in seinem Bekenntnisroman „Das zweite Gesicht“: „Kunst ist ungelebtes Leben, ist ein Notbehelf dafür, ein ganz elender Ersatz!“ Im selben Buch auch der Satz: „Die Kunst ist wie ein Spiegel; vorne Farbe und Leben, hinten Pappe.“ Seinem Romanhelden legte er die Worte in den Mund: „Alle meine Werke und meinen ganzen Ruhm, ich gäbe das sofort hin für ein Stück gelebtes Leben.“

Dennoch: Kunst schaffen war höchstes Anliegen für Löns. Und Lebensdefizite, das wusste er, konnten beim literarischen Schreiben antreibend sein. Hermann Löns in einem Brief: „Wäre ich nicht jahrelang bis in die Kniee durch Elend gegangen, so hätte ich nicht die schreiende Sehnsucht nach ein bisschen Glück. Und diese Sehnsucht muss sich in Dichtung umsetzen.“ Bekräftigend fügte er dann hinzu: „Ich habe einen Freund, einen Maler, einen sehr tief denkenden Künstler, der tröstet mich damit, dass er sagt: ‚Es gibt wieder ein Kunstwerk, alle deine Not.‘“


Todesgedanken und Tod

Zu den Grundansichten, die Hermann Löns vertrat, gehörte auch: „Leicht und lustig erscheint auf den ersten Anblick ein Leben [...] Aber hinter allem Leben steht der Tod [...]“ In einem seiner letzten Bücher schrieb er über einen flügellahmen Kranich, den er mit einem Gnadenschuss erlöst hatte: „Da liegt der schöne Vogel in dem hässlichen Gewässer, nass und schmutzig.“ Angefügt dann die erschütternde autobiografische Aussage: „Mir kommt er wie ein Sinnbild meiner selbst vor. Auch ich humpele flügellahm durch die Einsamkeit und mein Ende wird ähnlich sein wie das dieses Tieres hier.“

„Flügellahm“ fühlte sich Löns, seit seine zweite Ehe zerbrochen war, und er sein einziges Kind – den kleinen, behinderten Dettmer - nicht mehr zu sehen bekam. Um die Noch-Ehefrau geldlich nicht unterstützen zu müssen, floh der völlig verbitterte Löns für etwa ein Jahr ins benachbarte Ausland und bewirkte mit dieser Tat seinen finanziellen Ruin.

Obgleich er bald nach der Rückkehr eine Gefährtin fand, die ihm gut tat, blieb er nicht frei von wiederkehrender „Grabesschlafsehnsucht“. Tief depressiv schrieb er zum Beispiel im August 1912 in einem Brief: „Der Tag war grau und tot. Ich war nicht traurig, nur war mir alles so langweilig, dass ich mich nach Vermoderung sehnte.“

Zwei Jahre darauf Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Opferbereiter Patriotismus erfasste die Menschen. Und glühender Patriot auch Hermann Löns. Er, der nie als Soldat gedient hatte, der körperlich und seelisch kränkelte und der bereits 48 Jahre alt war -, er wünschte sich hinein in das Heer.

Bereits im September kämpfte er an der französischen Front. Angst? Nein, die kannte er nicht. Wort-Pathetik und Hurra-Heldentum? Nichts dieser Art kam aus ihm heraus. In sein privates Kriegstagebuch notierte er hingegen Sätze wie diese: „[...] denke, in den Himmel starrend, an das Leben und an die wenigen Leute, die ich lieb habe.“ – „Ich sehne mich nach Bad, Waschzeug, und dann mit meinem guten Mädchen ausgehen [...]“ – „Leichen, Leichen, Leichen. Verwesungsgeruch hier und da ganz schlimm.“ - „Sehe von meinem Lager den Sternschnuppen zu. Denke an die Leichen, an den erschossenen Spion. Droben am Firmament dieselbe Not. Leben ist Sterben, Werden, Verderben.“

Am 26. September 1914 fiel Hermann Löns während eines Sturmangriffs bei Loivre.





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Zufallsspruch von Hermann Löns

erka 4062 Sprüche 27.12.2010 - 10:31   deutscher Spruch Facebook Share
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Hermann Löns erlaubterlaubtDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist († 26. September 1914)
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