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Bernhard Schlink

~ von Tanja 5462 Sprüche ~


Bernhard Schlink wurde am 6. Juli 1944 in Bielefeld geboren, ist also mittlerweile 64 Jahre alt.

Schon früh begann er mit dem Schreiben: Mit acht Jahren schrieb er aufgrund eines Streits mit seinem Bruder ein Drama mit dem charmanten Titel „Der Brudermord“, später eine Sonette für seine unglückliche Jugendliebe

Schlinkt hat mit etwas über 30 Jahren in Jura promoviert und habilitiert.
Statt danach Richter, Notar oder Anwalt zu werden blieb er aber immer bei Theorie: Er verfasste lieber schriftliche Abhandlungen (wie die Internetzeitschrift des Humboldt Forum Recht, sowie verschiedene Bücher) oder lehrte als Professor.

Neben der Fachliteratur (Wie beispielsweise "Grundrechte. Staatsrecht II und Polizei- und Ordnungsrecht mit Versammlungsrecht") verfasste er allerdings auch Erzählliteratur.
So zum Beispiel die Selbs-Reihe: Das sind Geschichten um den Privatdetektiv Gerhard Selb. Und sie haben die anprechenden Titel "Selbs Justiz", "Selbs Betrug" und "Selbs Mord".
Andere Romane mit weniger ulkigem Namen lauten beispielsweise "Die goldene Schleife", "Die Heimkehr" oder "Das Wochenende".
Sein bekanntestes Buch ist allerdings "Der Vorleser”. Dieses Buch wurde in 39 Sprachen übersetzt und wurde auch verfilmt. Am 26. Februar 2009 kam der in die deutschen Kinos.


"Der Vorleser"

Inhalt
Das Geschehen spielt in der Nachkriegszeit.

Der fünfzehnjährige Michael bekommt Gelbsucht und erbricht sich auf dem Heimweg von der Schule. Eine Anwohnerin um Mitte 30 kümmert sich herzlich, aber etwas grob um ihn.
Es vergeht einige Zeit der Krankheit. Als er wieder gesunder wird und sich etwas bewegen soll, ohne sich zu überanstrengen, wird er von seiner Mutter zu besagter Frau geschickt, um sich zu bedanken. Er kehrt also zu dem Mietshaus zurück, sie unterhalten sich, er erfährt, dass sie Hanna Schmitz heißt, und sie bietet an, ihn noch ein Stück auf dem Weg nach Hause zu begleiten, sie müsse sich nur schnell Strümpfe anziehen.
Es handelt sich um lange Strümpfe, die man mit Strapsen befestigt. Michael wartet im Flur, sieht aber durch einen Türspalt zu und erfreut sich an dem Anblick ihrer nackten Beine. Als sie seinen Blick bemerkt, rennt er nach Hause.

Michael verliebt sich in Hanna. Eine Weile lang kommt er nicht mehr in die Nähe des Hauses, hat aber weiterhin das Bild im Kopf und eine gute Vorstellungskraft, was ihn veranlasst, zurückzukehren, unter dem Vorwand, dass das ständige Begehren einer Sünde auch nicht viel besser ist als die Sünde selber.
Er trägt Kohlen für sie aus dem Keller hoch, und saut sich dabei dermaßen ein, dass sie ihm ein Bad einlaufen lässt, aus dem er nackt wieder raus kommt. Wissend hat sie sich bereits ebenfalls ausgezogen und die beiden haben das erste Mal Sex.

Die Beziehung besteht weiter und ein Ritual etabliert sich: Die beiden duschen, haben Sex, und Michael ließt Hanna aus seinen Schullektüren oder anderen Werken vor. Hanna dominiert Michael dabei in allen Bereichen.
Zu sehen ist das beispielsweise, als er bei einem gemeinsamen Urlaub zum Bäcker geht, als sie noch schläft, um ihnen Frühstück zu machen. Er legt einen Zettel auf den Tisch, wo er sei und dass er bald wiederkomme. Als er wiederkommt, ist der Zettel unauffindbar verschwunden und Hanna schlägt ihn, wie er sie habe verlassen können. Er empfindet die Bestrafung als falsch und versucht, in mehreren Briefen an sie die Sache zu klären, aber sie blockt ab und er wehrt sich nicht.
An Michaels Geburtstag ist er mit seinen Freunden im Schwimmbad, als Hanna vorbeikommt. Er begrüßt sie nicht und geht ihr nicht entgegen, weil seine Freunde von der Beziehung eigentlich nichts wissen. Am nächsten Tag ist Hanna verschwunden und Michael hat Gewissensbisse.

Michael wird erwachsen und beginnt, Jura zu studieren. Er besucht Gerichtsverhandlungen, unter anderem KZ-Prozesse. Dabei besucht er immer häufiger einen sich ziehenden Prozess um eine kleine Gruppe von KZ-Aufseherinnen. Diese hatten eine kleine Gruppe von gefangenen Frauen überwacht und hatten sie bei Auflösung des Lagers auf den Todesmarsch begleiten müssen. Über Nacht sperrten sie sie in eine Kirche. Als Bomben fielen, schloss keine der Aufseherinnen die brennende Kirche auf.
Unter den Angeklagten ist Hanna. Michael betrachtet sie mit Distanz, wie „unter Betäubung“.

Als die Anklage verlesen wird, möchte Hanna widersprechen. Sie wird abgewiesen, da sie vorher Zeit gehabt habe, dich die Anklage durchzulesen und ihr zu widersprechen. Sie reagiert irritiert, wird aber nicht ernst genommen.
Hanna ist bei allen Aussagen sehr ehrlich, redet aber in naiver Weise unvorteilhaft. Die anderen Angeklagten nutzen das aus, um sie am stärksten zu belasten und sich selbst dadurch zu entlasten.

Es besteht allerdings ein Bericht der SS, aus dem hervorgeht, dass die Aufseherinnen nicht, wie sie selbst angaben, unwissend oder nicht in der Lage waren, die Kirche zu öffnen, sondern den Brand bewusst miterlebten und Fluchtversuche verhindern sollten.
Die Angeklagten behaupten, der Bericht sei falsch, möglicherweise sogar von Hanna selbst geschrieben. Kurz bevor es zum Schriftvergleich kommen soll, gesteht Hanna.

Michael überdenkt Hannas Verhalten:
Dass sie sein Vorlesen so liebte.
Dass er sie schlug, weil sie glaubte, er habe sie verlassen, und der Zettel unauffindbar war.
Dass sie nicht früher der Anklage widersprach.
Dass sie keinen Schriftvergleich möchte.
Er braucht nicht lange, um das Problem zu schlussfolgern: Hanna ist Analphabetin.
Und sie schämt sich dessen so sehr, dass sie alles dafür tut, dass niemand das erfährt. Sie ist sogar bereit, eine ungerechte Gefängnisstrafe anzusitzen.

Michael ist jetzt nicht mehr distanziert und unter Betäubung. Er möchte Hanna schützen, da er weiß, das sie unschuldig ist – wenigstens unschuldiger, als behauptet. Andererseits ist Hanna eine erwachsene Frau und könnte sich selbst verteidigen, hat sich aber offensichtlich dagegen entschieden. Michael sucht Hilfe bei Freunden und seinem Vater.

Hanna wird zu eine größeren Strafe verurteilt als die anderen Angeklagten. In ihrer Haftzeit lernt sie lesen und schreiben, schreibt auch Michael Briefe, die er jedoch nicht beantwortet. Dafür schickt er ihr öfters Kassetten, auf denen er aufnimmt, während er ein Buch vorliest. Als sie entlassen werden soll, besorgt Michael ihr eine Wohnung und ist bereit, sich um sie zu kümmern.
Einen Tag vor der Entlassung bringt Hanna sich um.

Interpretation
Das Buch hat unterschiedliche Themenbereiche.
Zum einen greift es die Problematiken eine ungleichen Beziehung auf. Michael ist unerfahren und ihr somit ausgeliefert, ist Hanna gegenüber gehorsam und nimmt jede Schuld auf sich, nicht wissend, ob sie ihn liebt, oder er nicht mehr als ihr „Beischläfer“ und „Vorleser“ ist. Hanna ist stolz und unnahbar und würde eher Haftzeit auf sich nehmen, als zuzugeben, dass sie nicht lesen und schreiben kann. Als Hanna den Rollentausch bemerkt - dass sie nach dem Gefängnisaufenthalt auf Michael angewiesen ist - bricht ihr Stolz und sie bringt sich um.
Zum anderen geht es natürlich um den Umgang mit der deutschen Vergangenheit. Dabei wird Hanna, die Täterin, erstmal unabhängig von der Tat betrachtet, als Liebhaberin. Auf diese Weise bekommt sie eine Persönlichkeit. Dass macht es für den Leser schwerer sie später, wenn man von ihrer Vergangenheit erfäht, zu verurteilen.





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Zufallsspruch von Bernhard Schlink

Tanja 5462 Sprüche 25.10.2008 - 22:12   deutscher Spruch Facebook Share
Warum wird uns, was schön war, im Rückblick dadurch brüchig,
dass es häßliche Wahrheiten verbarg?
Warum vergällt es die Erinnerung an glückliche Ehejahre,
wenn sich herausstellt,
dass der andere die ganzen Jahre einen Geliebten hatte?
Weil man in einer solchen Lage nicht glücklich sein kann?
Aber man war glücklich!

Manchmal hält die Erinnerung dem Glück schon dann die Treue nicht,
wenn das Ende schmerzlich war.
Weil Glück nur stimmt, wenn es ewig hält?
Weil schmerzlich nur enden kann,
was schmerzlich gewesen ist,
unbewußt und unerkannt?

aus "Der Vorleser" von Bernhard Schlink
Glück - Tiefsinniges
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aus Büchern, Wahrheit, Erinnerung 



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