Das Lied verwirrt mich jedes Mal wieder, wenn ich es höre.
Ich hatte eben in die Richtung gedacht, das Tänzer eine ähnliche Qualität wie Schauspieler haben, die aber als Metapher irgendwie seltener genutzt wird:
Sie gehen ihre Schritte ab, wie Schauspieler ihre Rollen spielen, und sie stellen etwas dar.
Diese Darstellung kann auf ehrliche Gefühle zurückgehen, oder aber auf eine völlige Fassade. Dass ist aber gar nicht wichtig. Sie tanzen vielleicht eh nur für die anderen, die zusehen.
Sie tanzen unterschiedliche Tänze, möglicherweise sogar auf das gleiche Lied. Dadurch mögen sie sich für eigen halten und für besonders.
Und trotzdem sind sie alle an ihre Abfolgen gebunden, und vor allem an den vorgegebenen Takt.
Sie sind von (einem) anderen anhängig. Macht er etwas falsch, kann das ganze in die Hose gehen (siehe Lehnfiguren). Einerseits wollen sie diese Abhängigkeit und das Vertrauen. Andererseits wird der Partner hart beschuldigt, wenn der Tanz den Bach runter geht, sie stolpern oder fallen.
Zudem betrachtet man die anderen Tänzer nicht groß, wenn man tanzt. Wenn man wieder am Platz sitzt, ja. Oder mal aus dem Augenwinkel. Aber im Moment des Tanzes ist man hauptsächlich mit sich und dem Partner beschäftigt.
Nun die Frage: Ist das ein Kontrast zum menschlich-sein? Vielleicht ja, wenn man zu viel auf Show macht, zu regelkonform (am Takt entlang) lebt oder zu viel auf sich selbst achtet. Teilweise zeigt sich Tanzen als Metapher unmenschlich. Aber ich würde nicht gerne Tanzen, wenn das meine ganze Erwartung von Tanzen ist.
Es gibt noch einen anderen Anstoß, diesmal aus dem Internet: Im englischen gibt es das Adjektiv "dense", dass in der Aussprache dem Wort "dancer" ähnelt (abgesehen von dem r am Ende - und das könnte eine Steigerung sein). Es bedeutet beschränkt, begriffsstutzig.
Obwohl die Band wohl offiziell "dancer" singt, gibt das dem Lied einen neuen Drall.
Sind wir menschlich? Ist das Irren und die Fehlbarkeit und die ganzen Dinge, die wir hinterher bereuen, Teil unserer Menschlichkeit?
Oder sind wir begriffsstutziger oder beschränkter, als wir annehmen? Begreifen wir einfach die größeren und wichtigeren Zusammenhänge nicht, und regen uns deshalb über das Unwesentliche so auf? Sind wir so vollkommen in unseren Tanz versunken, dass wir nicht mal bemerken, dass wir das Lied eigentlich nicht mögen, auf das wir das Tanzen?
Signatur
Hope is the biggest lie there is, and it is the best.
We have to keep going as if it all mattered, or else we wouldn't keep going at all.
Allie Keys in "Taken"
Woher wusste ich, dass du wieder ganz anders denkst als ich?! (Was aber natürlich auf keinen Fall heißt, dass es falsch ist)
Nein, im Ernst, ich hab mir das ganze ein bisschen einfacher gemacht:
Ich habe das Tänzer anders interpretiert:
Ich habe es so gesehen, dass Tänzer einer bestimmten Abfolge von Schritten etc. folgen, also nur das tun, weil jemand ihnen das so gesagt und gezeigt hat.
Eventuell auch nur einem Weg (beziehungsweise den Tanzschritten) folgen, der von vornherein vorbestimmt wurde und den sie nicht mehr ändern können.
Das "human" würde ich dann mit genau dem Gegenteil beschreiben: Man hat sein Leben selbst in der Hand und kann selbst entscheiden, welche Wege man gehen will und ob man etwas machen will oder nicht.
(Ich muss allerdings zugeben, dass sich deine Gedankengänge deutlich besser anhören )
Als passionierter Tänzer muss ich nun auch mal meinen Senf dazugeben.
Tanzschritte sind für einen Tänzer wie Worte für einen Dichter. Man lernt Grundlagen, ein paar kleine Variationen, hin und wieder mal ganze Sätze.
Wie man die dann zusammenschubst, ineinander übergleiten lässt und mit Leben und Farbe erfüllt, ist dann die Aufgabe des Tänzers. Von wegen "vorherbestimmte Schritte" *grummel*
Und dass Tanzen ein negativer Kontrast zum Menschlich-Sein sein könnte... Tanja ist doof!!!!
Für alle, die es bisher noch nicht verstanden haben... es ist natürlich genau andersherum.
Menschen gehen ihren Weg, sind menschlich, gewöhnlich, die "breite Masse". Wenn du dann jemanden siehst, der tanzend durchs Leben geht, seinen Körper unter Kontrolle hat und mit seinen Beinen mehr kann als zu gehen und sie einschlafen zu lassen... das ist dann etwas Besonderes, etwas Tolles!
Der Beweis ist auch ganz einfach:
Ich bin Tänzer und ich bin prima! q.e.d.
Ihr redet aber alle von Standardtanzen, oder? :) Ich meine, da habt ihr natürlich recht, dass das etwas freier ist, sag ich mal. Aber bei Ballett oder so was gibt es keinen Raum für eigensinnige Aktionen, es ist eben wirklich alles vorgegeben, sowas hatte ich mir dabei vorgestellt
Japp, Joy, Xian und ich sind, glaube ich, alle zu weit vorgeprägt, um bei "tanzen" an etwas anderes als lateinamerikanischen und Standard-Tanz zu denken
Aber klar, bei solchen Gruppen-Diskotänzen, Balett und anderem ist man wahrscheinlich stärker an Formen gebunden.
Breakdance wäre auch noch interessant. Ich schätze, solange man dabei spektakulär aussieht, darf man auch eigene Figuren einbringen. Ich schätze, dass ist wohl die show-hafteste Tanzart, die ich kenne, die aber in ihrer Art nicht so vorgegeben ist. Somit hat sie gleichzeitig den Aspekt, den wir als "unmenschlich" bezeichnen (den anderen nur was vormachen), und den "menschlichen" Aspekt, sich frei zu entfalten.
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Allie Keys in "Taken"
Weniger. ich denke dabei immer an "Freestyle", also eigentümliches Bewegen auf der Tanzfläche, das irgendwie an gewisse Rhythmen gebunden ist .. jeder tanzt auf die gleiche Musik, aber es geht nicht um die Musik, es geht nicht um die Schritte. Es geht um dein Gefühl!
"Menschen" interpretierte ich stets als eher rational und theoretisch. Der Mensch bildet sich etwas darauf ein, dass er als einziges Tier in der Lage ist, sich lautstarkt die attribute "logik" oder "denken" und so weiter anzustecken. Aber nicht, wenn er tanzt. Dann ist er jemand vollkommen anderes. Dann ist er frei, leicht und ganz bei sich. Er denkt nicht über die Schritte nach, er fühlt sie.
Das ist meine Interpretation: Sind wir von Logik beherrschte Wesen, die über jedes Etwas nachdenken müssen oder sind wir frei das zu tun, was wir wollen und die zu sein, die wir sind?
Naja, selbst die Killers haben gesagt, dass es keine eindeutige Interpretation/Definition dieser Textzeile gibt und man dort alles mögliche reininterpretieren kann ;D (Ich hab das alles gestern Abend zufällig im Radio gehört, also nicht wundern, nein, ich gucke so was nicht nach )
SignaturUndwasmannichtbekommt,daswillmanhaben.
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Dies alles aber stimmt damit überein, dass der Geschlechtstrieb der Kern des Willens zum Leben, mithin die Konzentration alles Wollens ist [...]
Ja, man kann sagen, der Mensch sei konkreter Geschlechtstrieb [...]
Arthur SchopenhauerDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist († 21. September 1860) Zur Autorenbiographie
Voltaire musste im Jahr 1727 in England feststellen, dass die Volksstimmung so arg gegen die Franzosen eingestellt war, dass er eines Tages im Hyde Park von einer Menschenmenge bedroht wurde, die brüllte: "Hängt den Kerl! Er ist Franzose!" Voltaire blieb stehen und rief der wütenden Menge zu: "Engländer, ihr wollt mich umbringen, weil ich Franzose bin. Bin ich denn, weiß Gott, nicht gestraft genug, kein Engländer zu sein?" Daraufhin brach die Menge in Beifallsstürme aus und geleitete ihn feierlich nach Hause.
Auf meinem Grabe soll stehen kein Stein, kein Hügel soll dorten geschüttet sein; kein Kranz soll liegen, da wo ich starb, keine Träne fallen, wo ich verdarb.
Will nichts mehr hören und nichts mehr sehn, wie Laub und Gras, so will ich vergehn; und darum kein Hügel und deshalb kein Stein: spurlos wie ich vergangen sein.
Hermann LönsDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist († 26. September 1914) Zur Autorenbiographie
Freundschaft ist wie ein Leuchtturm. Man kann ihn deutlich sehen, wenn es hell ist, doch sein wahrer Zweck wird erst offenbar, wenn er durch Sturm und Dunkelheit leuchtet.
Kimberly B. KolbeNichtkommerzielle Verwendung des Spruches mit Autorenangabe ausdrücklich erlaubt
Was man von den Menschen behauptet, ob es wahr sein mag oder falsch, ist oft für ihr Leben und zumal ihr Geschick ebenso wichtig wie das, was sie tun.
Victor HugoDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist († 22. Mai 1885) Zur Autorenbiographie
[...] erst seitdem ich deine Seelenhälfte fand, bin ich ein ganzer Mensch.
Hermann LönsDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist († 26. September 1914) Zur Autorenbiographie
Was zögerst du, was zagst du, wer weiß, bald fällt der Schnee, die ungeküssten Küsse, das ist das bitterste Weh.
Hermann LönsDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist († 26. September 1914) Zur Autorenbiographie
Weißt du, das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass. Das Gegenteil von Liebe ist Gleichgültigkeit, und wenn du mich hasst, dann musst du noch Gefühle für mich haben. Und diese Chance werde ich ausnutzen.
Lass deine Augen offen sein, geschlossen deinen Mund und wandle still, so werden dir geheime Dinge kund.
Hermann LönsDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist († 26. September 1914) Zur Autorenbiographie