Das kann ich bestätigen
Traurigerweise an mir selber.
Es gibt Momente, in denen ich gerade erst einen Fehler gemacht habe, zu einer Einsicht gekommen bin und mir sage, dass ich soetwas jetzt nie wieder machen möchte.
Und dann kommt ein Bekannter und macht genau den selben Mist. Ich sage ihm, dass ich das für falsch halte, und dann kommt er genau mit den Gedanken, die mir so verdammt bekannt vorkommen. Dann kommt sowas wie "Ich weiß, dass viele Menschen mit ähnlichen Dingen gescheitert sind, aber ich glaube, bei mir ist das wirklich was anderes. Ich glaube, ich kann das hinkriegen."
Ich weiß dann, dass ich vor kurzem auch noch dachte, bei mir wäre es etwas anderes. Ich bin überzeugt, dass es bei ihnen genauso wenig etwas anderes ist.
Aber sie sind nicht davon abzubringen, gegen eben die Wand zu laufen, von der ich noch eine Beule habe.
Ich kann ihnen nicht wirklich übel nehmen, dass sie einen Fehler machen, den ich genauso gemacht habe.
Aber es ärgert mich viel mehr.
Ich denke, das geht vielen Menschen so. Dieses Gefühl ist die Mutter von Sätzen wie "Ich hab's dir doch gesagt", "Das war doch logisch, dass das passiert, du musst dich gar nicht beschweren", "Jetzt spring halt mal über deinen Schatten, so schwer ist das doch nicht"...
Das ist eine ungnädige, verständnislose, miese und überhaupt nicht hilfreiche Kritik - aber ich kann verstehen, dass man zu so einer Reaktion tendiert, wenn man genau an der selben Sache vorher gescheitert ist.
Aber sie sind nicht davon abzubringen, gegen eben die Wand zu laufen, von der ich noch eine Beule habe.
Daraus könnte man sicherlich einen neuen Spruch schreiben, z. B.:
Manche Leute rennen immer wieder vor Wände,
die schon 1000 anderen eine Beule beschert hat.
Aber so ist das Leben: Jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen. Man ist oft nicht bereit, von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Viele wollen es am eigenen Leib spüren. Dass Feuer heiß ist, merkt man erst, wenn man ihm viel zu nahe kommt.
Ich denke aber nicht, dass es mies von dir ist, wenn du jemanden darauf hinweist, dass er im Begriff ist, einen Fehler zu begehen. Dass du das tust, ist ja eigentlich lobenswert.
Man kann meinen Spruch auch noch etwas anders auffassen:
Da ist eine Person A, die sich in irgendeiner Sache versucht, dabei aber scheitert und ständig negativ kritisiert wird. Diese Person A hört nun aktiv mit dieser Sache auf und fängt jetzt damit an, eine Person B, die sich auch in dieser Sache versuchen will, mies zu kritisieren, obwohl das eventuell gar nicht gerechtfertigt ist.
Hey, Arne Arotnow, ich verstehe ihren Satz ein wenig anders. Ich verstehe ihn so, dass sie selbst die Beule hat und zwar von der Wand, gegen die sie nochmal läuft. Sowas wie eine Wiederholungstäterin. Daher würde ich deiner Spruchversion nicht zustimmen (nicht zuletzt, weil ich persönlich ein großes Problem mit Ziffern in Sprüchen habe ...)
Ich persönlich versteh auch den Spruch nochmal anders ... Was du beschreibst, Kim, erinnert eher daran, dass man einen Fehler gemacht hat. Das ist für mich nicht mit Scheitern gleichzusetzen. Ich denke eher, dass es gemeint ist, dass ein gescheiterter Sänger härter an andere Sänger heran ginge, beispielsweise. Oder dass die Mutter, die keinen Schulabschluss bekam, halt zum Kind immer meint, es schafft es eh nicht (alternative Ausprägung ist das Drängen zum des Kindes zu den elterlich nicht erreichten zielen ...).
Ich denke, dass Arne mich durchaus richtig verstanden hat. Nur statt "Von der ich noch eine Beule habe" hat er eben "tausend andere" geschrieben.
Und ein Fehler und Scheitern sind nicht sonderlich weit voneinander Weg, denke ich.
Einer besorgt sich einen super Fernseher mit 300 Programmen und DVD-Player und Surround-System und dazu noch eine fette Couch mit Platz für vielen Freunden, weil er glaubt, dass er in seinem Jura-Studium auch so genügend Selbstdisziplin aufbringt. Nach zwanzig Semestern ohne Staatsexamen in Sicht stellt er dann fest, dass das möglicherweise ein Fehler war.
Und dann fängt ein jüngerer Freund gerade mit dem Studium an. Und der mietet eine Wohnung, die zwar weit weg von der Uni ist, aber dafür direkt über seiner Lieblingsbar, will dort mit Kumpels eine WG gründen und dekoriert erst mal den Flur mit seiner Bong-Sammlung.
Der ältere Freund hat jetzt so eine Ahnung, dass der jüngere seine Selbstdisziplin ein wenig überschätzt, den Aufwand eines Studiums unterschätzt und generell unkluge Prioritäten setzt - auso ziemlich genau das, was er sich selbst vorwirft. Natürlich muss dieser Fehler (wenn es sich als einer herausstellt) nicht zum Scheitern im Studium führen. Natürlich ist nicht jeder Fehler ein Totalversagen. Aber dem Scheitern geht zumindest ziemlich häufig mindestens einen Fehler voraus.
Ich hoffe jetzt einfach mal, dass daraus keine ewige sprachliche Diskussion um Definitionen wird...
Warum wurde hier »kritisierte« im Nachhinein kleingeschrieben? Ich habe das so nicht geschrieben. Das muss natürlich großgeschrieben werden, weil es sich um ein substantiviertes Partizip handelt. Wie dem auch sei – ich wünsche allen frohe Weihnachten!
Um einen Kommentar zu einem Spruch einzutragen, brauchst du nichts weiter als einen Benutzernamen und deinen Kommentar.
Dazu musst du noch nicht einmal registriert sein.
Es gibt eine Vielzahl von Smileys, aus denen du wählen kannst (beim Klick auf "mehr Smilies" öffnet sich ein neues Fenster), bitte
gehe trotzdem sparsam damit um.
Um deine Nachricht besonders zu gestalten, kannst du BB-Code verwenden oder einfach auf die Schaltflächen rechts über dem Eingabefeld
klicken (dazu muss Javascript aktiviert sein).
Hier bei den Kommentaren sind nicht alle BB-Codes erlaubt, z.B. darfst du hier nicht zitieren oder Bilder einfügen.
Wach auf, mein Schatz! Es leuchtet dort her von Osten der lichte Tag. Blinzle durch die Wimpern, sieh den Glanz, wie das helle Blau des Himmels unaufhaltsam das Grau durchdringt.
Otto BrahmDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist († 28. November 1912) Zur Autorenbiographie
Der Humor ist nicht resigniert, er ist trotzig, er bedeutet nicht nur den Triumph des Ichs, sondern auch den des Lustprinzips, das sich hier gegen die Ungunst der realen Verhältnisse zu behaupten vermag.
Sigmund FreudDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist († 23. September 1939) Zur Autorenbiographie
Die Satire beruht auf leichter Weltanschauung und oberflächlicher Lebensanschauung. Alle Satiriker gingen mit ihrer Zeit, lebten im Leben, waren genussfroh und daseinsfreudig; jeder Humorist steht abseits vom Leben und außerhalb der Zeit, kennt den heiteren Genuss nicht und die leichte Daseinsfreudigkeit. Er hat in die Tiefen des Lebens gesehen, und der Schauer vor ihren Abgründen lässt ihn nicht mehr los.