Glück besteht in der Einsicht in den Mangel an realistischen Alternativen zur momentanen Lebenssituation. Wer theoretisch eine bessere Lage herbeiführen könnte, aber zugleich weiß, dass er praktisch dazu nicht fähig ist, wird unglücklich.
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Glück besteht in der Einsicht in den Mangel an realistischen Alternativen zur momentanen Lebenssituation. Wer theoretisch eine bessere Lage herbeiführen könnte, aber zugleich weiß, dass er praktisch dazu nicht fähig ist, wird unglücklich.
Es schon komisch, dass in einer Gesellschaft, in der die Selbstmordrate seit Jahren ungebrochen hoch liegt, immer öfter von HappyHour, HappyHippo und HappyDigits die Rede ist.
Die gemeinsame Quelle von Wissenschaft und Religion ist das kindliche Staunen angesichts des Seins. Für die wissenschaftliche Vernunft muss es enden, in der religiösen Vernunft bleibt es erhalten.
Es gibt Leute, die halten Katholiken für dumm, weil sie ohne zu denken dem Papst nachplappern. Sich selbst halten sie indes für klug, weil sie ohne zu denken Nietzsche zitieren.
Manche Religionskritiker sind das glatte Gegenteil von frisch Verliebten. Diese verstehen sich, ohne viele Worte zu verlieren. Jene verlieren viele Worte, ohne zu verstehen.
Christliche und weltliche Ethik unterscheiden sich im Hinblick auf die Duldsamkeit gegenüber Handlung und Verfehlung. Gott erlaubt wenig und vergibt alles. Die Welt erlaubt viel, vergibt aber nichts.
Wer das Verfügungssystem Wissenschaft zur Orientierung nutzt, kann dies ruhig tun, nur ist diese Nutzung keine wissenschaftliche. Jedenfalls ist sie nicht mehr oder weniger wissenschaftlich als die Nutzung originärer Orientierungssysteme wie eine politische Lehre oder ein religiöser Glaube.
Ein Moralapostel verhält sich zur Moral wie der Zahnarzt zum Zahn. Sie können uns auf ihrem Gebiet den Weg weisen, uns die besten Pflegetechniken zeigen, in uns gehen und bohren, wenn wir versagt haben. Sie machen sich beide mit diesen Aufgaben unbeliebt. Und: Vor den schlechteren unter ihnen muss man sich sogar fürchten.
Man merkt als Autor, dass man sein Selbstwertgefühl zu sehr vom Job abhängig macht, wenn man in Phasen seelischer Unausgeglichenheit nicht seine Frau fragt: „Liebst Du mich?“, sondern den Kollegen: „Liest Du mich?“
Häufig wird in der Liebe zwischen begehrend und schenkend unterschieden, zwischen Eros und Agape. Doch es gibt nur eine Liebe. Denn es gibt keine echte Agape ohne begehrende Sinnlichkeit und keinen echten Eros ohne ein schenkendes Wohlwollen.
Männer sind verunsichert, wenn Frauen sie verunsichern. Frauen sind nicht verunsichert, wenn Männer sie verunsichern, sondern wenn Männer verunsichert sind.
Hätte Mielke den Menschen befohlen: „Schreibt eure Stasi-Akten selbst und erzählt vor allem, was besonders peinlich für euch werden kann!“, hätte das wohl nicht funktioniert. Heute geht das problemlos. Im Internet. Man nennt es „social community“.
Die Vorstellung davon, was der Sinn des Lebens ist, scheint für die Vorstellung, was der Sinn im Leben ist, weder notwendig noch hinreichend. Gleichwohl jedoch sehr hilfreich.
Die Differenz zwischen wahrer und falscher Nachfolge Christi zeigt sich im Unterschied von Erkennen und Bekennen. Falsch ist es, Gott theoretisch beweisen zu wollen, selbst wenn das ganz einfach wäre. Richtig hingegen, Gott praktisch zu bezeugen, so schwer es auch ist.
Die eigene Erfahrung ist eine sprudelnde Quelle der Einsicht, aber nicht die einzige. Sonst müsste jeder, der für den Frieden ist, einen Krieg erlebt haben.
Am Anfang und am Ende seines Daseins wünscht sich der Mensch den festen Boden der Begründetheit. Doch an entscheidenden Stellen muss er sich mit der Vagheit des Lebens arrangieren. Die Frage „Warum liebst Du mich?“ ist der Anfang vom Ende der Liebe.
Es gibt zwei Sorten von Menschen: kluge und dumme. Einige der Dummen sind so dumm, weil sie vor lauter Liebe ihren Verstand verloren haben. Und einige der Klugen sind so klug, dass bei ihnen die Gefahr besteht, das Gegenteil tritt ein.
Ein Relativist sagt: Es gibt keine Wahrheit. Es gibt nur Dinge, die zu einer bestimmten Zeit für wahr gehalten werden. Ein Zeitgenosse sagt: Das halte ich für falsch.