Das Spruch-Archiv

Der Spruch ist interessant. Und irgendwie gefällt er mir, auch wenn ich nicht sicher bin, ob ich ihn richtig interpretiere.

Ich verstehe ihn in dem Sinne, als dass es Menschen gibt, die glauben, die wahren Motive und Wünsche einer Person genau zu kennen und denjenigen zu durchschauen.
Da sagt jemand: "Ich halte es nicht für schädlich, wenn Kinder mehr als eine Stunde am Tag fernsehen. Sie werden sich irgendwann der verlorenen Zeit bewusst und lernen, sich selbst zu beschränken, statt immer nur zur Vernunft gedrängt worden zu sein."
Und ein anderer sagt: "Das sagst du doch nur, weil du bei deinen Kindern nie den Nerv hattest, dich durchzusetzen. Und jetzt rechtfertigst du alles im Nachinein"
Oder: "Weil du in deiner eigenen Kindheit nie fernsehen durftest, gehst du jetzt zum anderen Extrem, forderst grenzenloses Fernsehen und willst dich eigentlich nur indirekt an deinen Eltern rächen, um ihnen zu beweisen, dass aus deinen Kindern auch mit Fernsehen etwas wird."

Und letztlich mag das alles irgendwie eine Rolle spielen bei der Meinungsbildung.
Aber ich hasse den Gedanken, Meinungen ausschließlich als Produkt der eigenen Erfahrung oder der eigenen niederen Bedürfnisse zu sehen.
Wir haben, glaube ich, soetwas wie einen freien Geist. Es ist schmackhaft, lieber Argumente für den angenehmsten Weg zu finden und er kommt selten zu Wort, aber ich glaube, wir merken, wenn wir gerade außschließlich nach unseren Bedürfnissen handeln. Und dann können wir uns auf die unbequeme Suche machen, rauszufinden, ob die Antworten, die wir gefunden haben, für unseren freien Geist im Toleranzbereich sind.

Und wenn wir diesen Schritt gegangen sind, dann mag es ja sein, dass wir innerhalb des Toleranzbereichs immer noch das machen, was uns am besten gefällt. Aber dann hat niemand uns besser zu verstehen und uns zu erklären, dass wir völlig vom freudschem Es determiniert sind und ja gar nicht anders denken können, als wir jetzt denken.

Insbesondere, weil dieser Kniff zu gerne genommen wird, um zu argumentieren "Wenn du aus den falschen Motiven zu dieser Erkenntnis gekommen bist, dann muss die Erkenntnis ebenfalls falsch sein".