hmm. Da kommt meine letzte Sozialkunde-Klausur ins Spiel. Was man unter Gleichheit versteht, ist sehr unterschiedlich.
Manche glauben, das heißt schlicht, das jeder das gleiche bekommt. Das kann man als gerecht beurteilen, muss man aber nicht.
Manche verstehen unter Gleichheit vor allem Chancengleichheit. Du bekommst die gleichen Voraussetzung wie alle anderen. Das ist nicht das gleiche wie "jeder bekommt das gleiche". Chancengleichheit heißt zum Beispiel, dass Migrantenkinder erstmal Deutschunterricht bekommen und auf den gleichen sprachlichen Stand gebracht werden, bevor man weiteres von ihnen erwartet.
Manche sagen, Gleichheit bedeutet, dass man gleich für das Gleiche behandelt wird: Wenn du genausoviel leistest wie jemand anderes, verdienst du auch die gleiche Behandlung und Bezahlung. Auch wenn du weiblich, schwarz oder Türke bist.
Insofern: Erstmal würde ich überlegen, was man unter Gleichheit verstehen möchte. Ich verstehe darunter vor allem Chancengleichheit und "für Gleiches gleich behandelt zu werden". Und dann würde ich sagen: Ja, ich stelle das teilweise über die Freiheit. Es stellt sich nämlich auch die Frage: was ist Freiheit?
Wenn Medien in einem Land knallhart zensiert werden, dann hält man das für eine Einschränkung in der Freiheit, weil nicht alles gedruckt werden darf.
Wenn freie Marktwirtschaft herrscht, herrscht aus meiner Sicht aber auch Zensur. Nur auf anderen Wegen.
Zum einen von der Kaufkraft: Wenn eine Statistik sicher sein soll, muss man Nebeneffekte ausblenden, große Mengen testen und Kontrollgruppen verwenden. Das ist aufwändig und teuer. Und wahrscheinlich versteht Otto Normalverbraucher eh nicht, was uns diese Statistik nun sagt. Also zieht ein Doktor mit weißem Kitel in einer Haarwurzel-Simulation die Wachstumsphasen kürzer, und alle verstehen: boa, das ist ein klasse Shampoo.
Zum anderen vom Willen der Masse: was wollen die Lesen? Was dabei rauskommt, zeigen Bunte und BILD. X Bücher werden jährlich eingeschickt und nicht gedruckt. Oft, weil der Markt gedekt ist oder der Schriftsteller unbekannt.
Jetzt mal ehrlich, was ist fundierter: fünfzig vernünftige, unpolitische Zensoren, die sagen: Schmuddelkram und unbestätigte Meldungen drucken wir nicht - oder ein paar Millionen, die die Zeitung nehmen, die fünfzig Cent weniger kostet und mehr Bildchen hat?
Ich bin auch für Pressefreiheit, vollig klar. Ist ein bisschen wie Demokratie. Es kommt zwar manchmal Mist raus, aber man kriegt die Qualität, die man verdient.
Trotzdem halte ich "Freiheit" für ein Wort, das sehr schnell unbegründete Euphorie auslöst. Dafür muss man kämpfen, das ist das einzig wahre, jede Einschränkung ist schlecht.
Und im Einzelfall kann ich mir vorstellen, dass ich mich für Gleichheit entscheide. Nicht für Freiheit.
Signatur
Hope is the biggest lie there is, and it is the best.
We have to keep going as if it all mattered, or else we wouldn't keep going at all.
Allie Keys in "Taken"
Neuen Kommentar eintragen
Hilfe
Um einen Kommentar zu einem Spruch einzutragen, brauchst du nichts weiter als einen Benutzernamen und deinen Kommentar.
Dazu musst du noch nicht einmal registriert sein.
Es gibt eine Vielzahl von Smileys, aus denen du wählen kannst (beim Klick auf "mehr Smilies" öffnet sich ein neues Fenster), bitte
gehe trotzdem sparsam damit um.
Um deine Nachricht besonders zu gestalten, kannst du BB-Code verwenden oder einfach auf die Schaltflächen rechts über dem Eingabefeld
klicken (dazu muss Javascript aktiviert sein).
Hier bei den Kommentaren sind nicht alle BB-Codes erlaubt, z.B. darfst du hier nicht zitieren oder Bilder einfügen.
„Dazusitzen, in diesem wunderbaren Saal, zuzuhören, wie die Vertreter von 32 Staaten nacheinander aufstanden und erklärten, wie furchtbar gern sie eine größere Zahl Flüchtlinge aufnehmen würden und wie schrecklich Leid es ihnen tue, dass sie das leider nicht tun könnten, war eine erschütternde Erfahrung. […] Ich hatte Lust, aufzustehen und sie alle anzuschreien: Wisst ihr denn nicht, dass diese verdammten ‚Zahlen‘ menschliche Wesen sind, Menschen, die den Rest ihres Lebens in Konzentrationslagern oder auf der Flucht rund um den Erdball verbringen müssen wie Aussätzige, wenn ihr sie nicht aufnehmt?
„Die Wissenschaft hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Sie ist in sich schlüssig und stimmig und kann auf die Wirklichkeit angewendet werden, zu unser aller Nutzen. Aber die Wirklichkeit selbst bleibt ihr äußerlich; die Wissenschaft ist ein Teil von ihr, kann sie aber nicht erklären. Wie soll ein Teil das Ganze erklären können? Ganzheitliche Wissenschaft ist Unsinn. Die Wissenschaft sollte sich innerhalb ihrer Grenzen bewegen und anerkennen, dass es Dinge gibt, die mit wissenschaftlichen Methoden nicht erklärbar sind, aber durchaus real sind.”
„Es wird die Zeit kommen, in der die ökonomische Vernunft zu den Menschen kommt und die Menschen nicht mehr unökonomisch zur Vernunft gebracht werden müssen.“
„Jeder kann an unmögliche Dinge glauben.“ „Ich könnte mir denken Du hattest bisher nicht viel Übung darin,“ sagte die Königin. „Als ich in Deinem Alter war, übte ich täglich eine halbe Stunde. Dadurch glaubte ich manchmal an bis zu sechs unmögliche Dinge noch vor dem Frühstück.“
„Lasst jedermann das tun, was er am besten versteht!“ Bevor ich diesen Satz von Cicero las, hielt ich einige meiner Mitbürger schlichtweg für faul. Seither bewundere ich ihre Konsequenz.
„Mache alles in dir zum Ohr, jedes Atom deines Seins und du wirst in jedem Moment hören, was die Quelle dir zuflüstert, ohne Zutun meiner Worte oder die von jemand anderem.
Du bist, wir alle sind, die Geliebten des Geliebten. Und in jedem Moment, in jedem Ereignis deines Lebens wird der Geliebte dir genau das zuflüstern, was du hören und wissen sollst. Wer kann dieses Wunder erklären? Es IST einfach.
Höre, und du wirst in jedem Augenblick entdecken. Höre, und dein ganzes Leben wird ein Gespräch über das zwischen dir und dem Geliebten direkt, wortlos, jetzt und immer.“