also, ich finde ja Goethe toll, aber hier würde ich mal sagen:
Reimtechnisch unterwältigend
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Hope is the biggest lie there is, and it is the best.
We have to keep going as if it all mattered, or else we wouldn't keep going at all.
Allie Keys in "Taken"
Du klingst so, als hätten wir dich verschreckt. Das wollten wir natürlich nicht
Es kann durchaus sein, dass er damit eine Symploke schaffen wollte (untermauert dadurch, dass dieser Vers bei Wikipedia als Beispiel genannt wird).
Trotzdem finde ich diesen Vers enorm holprig. Insbesondere das "ganz" am Ende... das ist irgendwie "ich quetsch dich rein, damit du voll literarisch wertvoll wirst!"
Außerdem zeugt das schon irgendwie von ungeheurer Arroganz. Aber das Goethe ein "Liebling der Götter" ist, war uns ja schon bekannt.
Ach, ich find das eigentlich ganz interessant. Ich kannte Symploken bisher nicht.
Und damit ist ja auch klar, das Goethe die selben Worte nehmen "musste".
Danke für die Information
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Allie Keys in "Taken"
Marcel Reich-Ranicki kommentiert diese berühmten Goethe-Zeilen mit den Worten:
"Die Lieblinge, das sind doch wohl die Künstler [...]
Die Schriftsteller sind also Menschen, die die Freuden und die Leiden stärker empfinden als andere Menschen, die die Phänomene ihrer Umwelt deutlicher, intensiver sehen. Das führt auch zur größeren Empfindlichkeit." (In: Der doppelte Boden, Zürich 1992, S. 177)
Erstens: Lieblinge von wem? Lieblinge der Götter? Das klingt arg vermessen und arrogant. Lieblinge der Menschen? Ganz sicher nicht, Künstler sind oft sehr eigenwillig und nicht selten unverstanden.
Zweitens: Wenn ein Schriftsteller/Kritiker über sich selbst oder andere Schriftsteller schreibt, dass er der größte ist, dann ist das eine dicke Portion Arroganz und Hochmut. Hochmut gehört zu den schlechten Charaktereigenschaften und ist somit Ursprung von Todsünden und somit sicherlich nicht von der Gesellschaft und Gott erwünscht.
Drittens: Schriftsteller empfinden mitnichten Freunden und Leiden stärker als andere Menschen. Hallo? Sind Schriftsteller Übermenschen? Viele Schriftsteller sind einfach nur verdammt falsche Hunde.
Klar machen sich Schriftsteller (im besten Fall) konkret Gedanken über ihr Leben, ihre Umwelt und den Grund dafür, warum alles so ist, wie es ist. Und vielleicht überlegen sie sogar, wie man es ändern kann. Natürlich resultiert daraus, dass man die Umgebung kritischer und intensiver betrachtet.
Aber ist das ein Alleinstellungsmerkmal von Schriftstellern, das sie von den "gewöhnlichen Menschen" abhebt?
Wirklich weise ist doch eigentlich, wer sich Gedanken macht, wer die Gefühle auf einer anderen Ebene betrachtet (was keineswegs bedeutet, dass man sie "stärker empfindet") und sich nicht sofort mit diesem erworbenen Wissen und Gedanken profilieren und ver-unsterblichen muss. Wer seine Gedanken nicht in die Öffentlichkeit tragen muss, auf dass alle so klug und erleuchtet werden wie man selbst.
Wenn Schriftsteller deswegen schreiben, um zu beweisen, dass sie ach so sensibel und sowieso Übermenschen sind, dann ist irgendwas an ihrer Weltanschauung mächtig im Argen.
Also, mein Gutester. Erstens: Wenn man von seinen kreativen Ergüssen leben will - das gilt für Schriftsteller, Künstler, Musiker, Schauspieler und das gesamte Matier - dann MUSS man überein durchaus zu groß gewachsenes bis hin mehr als narzistisches Selbstbild verfügen. Wenn du meinst, deine Kunst ist nicht gut genug, wirst du sie niemals verkaufen. Wenn du jedoch von dir selbst überzeugt bist, kannst du diese Überzeugung und Begeisterung vermitteln und verkaufst leichter. Sie sind zwar megaeingebildet, manchmal, aber das gehört nun mal dazu. Schreibt jemand über einen anderen Schriftsteller, dass er "der Größte" ist, so finde ich das nicht weiter verwerflich als das, was Anhänger und Fans auch machen. Schreib jemand es über sich selbst so muss ich dir aber Recht geben: Es ist Hochmut und irreale Selbstbildverschiebung. Dennoch brauchen sie das.
Ich bin der Meinung, dass es Dinge gibt, zu denen man sich nicht selbst erklären kann. Dazu gehört zb ein guter Freund, ein guter Mensch, ein Schatz, ein guter Schriftsteller, ein Künstler, etc etc. Es sind meiner Meinung nach Titel, die einem von Außen vergeben werden müssen (daher bin ich auch das Meiste nicht ;-P) denn sons sind sie eine Lüge.
Zweitens: Schriftsteller sind keine Übermenschen, aber für die Behauptung, sie seien zumeist falsche Hunde will ich dir am Liebsten eine Scheuern. Was Schriftsteller und Künstlern "anderen" Menschen voraus haben ist eigentlich nicht mehr, dass sie sich in einer besonderen Art mit sich selbst beschäftigen. Schreibst du eine Geschichte, so führst du parallel ein weiteres Leben mit Angst, Trauer, Verlust, aber auch Freude, Liebe und Geborgenheit. Jeder (gute) Schriftsteller tut etwas von sich selbst in seine Werke. Und das bedeutet, dass sie sich anders mit den Gefühlen beschäftigen (schließlich wollen sie ja was besimmtes im Leser auslösen), als Menschen die in ihrem Job von Aufgabe zu Aufgabe hetzen und weder Zeit haben zu träumen, noch zu reflektieren. Dass Schriftsteller tiefer empfinden als andere Menschen finde ich eine riskante Behauptung. Aber dass sie ANDERS emfpinden, da kann ich durchaus zustimmen.
Auch Journalisten sind Schriftsteller. Die von der Bildzeitung, deren Geschichten meist ein bisschen Horror-Genre in sich tragen, leben den Schriftsteller in sich sogar wahrscheinlich noch mehr aus, als die möglichst neuralen Berichterstatter von B5 Aktuell.
Man braucht keine "andere Sicht auf die Welt", um ein Schriftsteller zu werden. Leute werden das aus völlig unterschiedlichen Beweggründen. Für den Erfolg reicht wohl etwas Kunstfertigkeit und große Verkäuferqualitäten.
Die Verkäuferqualitäten sorgen aber nur für das Geld, nicht dafür, dass ein Künstler groß wird. Van Gogh und Beethoven starben arm, wohingegen manche Affen mit "abstrakter Kunst" gewaltig Geld abräumen. Das ist aber einfach kein Kriterium dafür, wer's drauf hat.
Kunstfertigkeit wiederrum sagt nichts darüber aus, ob ein Mensch einen anderen Blick auf die Welt hat. Es gibt manche, die können auf phantastische Weise fotorealistisch Zeichnen. Sie bringen allerdings überhaupt keine eigene Auffassung in ein Bild, sondern zeichnen ausschließlich das, was auf einem Foto auch abgebildet wäre. Das ist anerkennenswert - sagt aber nichts über Kreativität und Sichtweise aus.
Deshalb stimme ich dir, Joy, nicht zu: Die Bezeichnung "(guter) Schriftsteller" gibt keine Attribute mit, die Aussagen, ob sie ein großes Ego haben oder eine eigene Sicht auf die Welt.
Auch dir, Xian, stimme ich teilweise nicht zu: Die Bezeichnung "Schriftsteller" hat auch auch keine moralische Komponente.
Ich komme mal wieder zu dem Schluss: "Schriftsteller" ist wie Knoblauch. Es hat keine Wertung.
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Allie Keys in "Taken"
Nicht uninteressant, was Marcel Reich-Ranicki am 26.8.1999 über Goethe im Fernsehen sagte:
"Das Wort 'Liebling' ist immer auf den Künstler, auf ihn persönlich in seinem Werk bezogen. Es stimmt aber, was er gesagt hat. Es gaben ihm die Götter wirklich alles. Die Fähigkeit, alle Schmerzen, die unendlichen, auszudrücken, und alle Freuden, die unendlichen. Das ist schon wahr."
(Das literarische Quartett, Gesamtausgabe aller 77 Sendungen, Band III, S. 306)
Reich-Ranicki kurz zuvor: "Er [Goethe] ist ja einer der Menschen, vielleicht die menschlichste Figur der deutschen Dichtung." (Ebd., S. 305)
Für die [Götter-Lieblinge] Schriftsteller gilt laut Marcel Reich-Ranicki:
"[...] die meisten Schriftsteller sind in einer Krise oder haben gerade eine Krise überwunden oder befürchten eine Krise. Daher genießen sie die Krise eines Kollegen beinahe wollüstig."
In: Marcel Reich-Rancki, Mein Leben, ungekürzte Taschenbuch-Ausgabe, München 2000, S. 416
Nietzsche brachte in Sachen eigenes Befinden am 3.2.1888 zu Papier:
"Es gab düstere Stunden, es gab ganze Tage und Nächte inzwischen, wo ich nicht mehr wusste, wie leben und wo mich eine schwarze Verzweiflung ergriff, wie ich sie bisher noch nicht erlebt habe."
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