Anmerkung zu diesen Spruch: Ursprünglich lautete er
Wahnideen gibt's viele.
Die häufigste lautet:
Ich bin wichtig.
(Rainer Kaune)
Nach den folgenden fünf Kommentaren erschloss sich der Autor allerdings, "wichtig" in "unersetzlich" zu ändern.
Das schreibe ich deshalb hier am Anfang, weil man sonst die übrigen Kommentare nicht versteht.
Signatur
Hope is the biggest lie there is, and it is the best.
We have to keep going as if it all mattered, or else we wouldn't keep going at all.
Allie Keys in "Taken"
Wenn man für ein Projekt oder eine Arbeit oder einen Mitmenschen Verantwortung übernimmt, dann ist es das einzig senkrechte, sich ab und zu klar zu machen, dass man wichtig ist. Wenn man das Gefühl hat "Andere machen das ja eh besser" oder "Meine Arbeit kann genauso gut jemand anders machen, ich bin hier nicht gebraucht", dann geht die Sache den Bach runter. Wenn ein Familienvater glaubt, es hätte keine Auswirkungen, ob er seine Familie im Stich lässt oder sich um sie kümmert - der Unterschätzt seine eigene Wichtigkeit.
Auch sonst ist es ziemlich schlecht für die Selbstachtung, wenn man sich für völlig unwichtig hält. Und es schadet auch allem in der Umgebung, wenn man permanent davon überzeugt ist, dass man keine große Rolle spielt. Man kriegt dann weder für sich selbst, noch für andere irgendwas gebacken.
Wenn man sich - ganz allgemein - für wichtig hält, dann erlebt man irgendwann eine Enttäuschung. Das eigene Leben ist verdammt endlich, man wird die Welt in dieser Zeit nicht sehr stark bewegen. Man ist ein Mensch unter Milliarden anderen, man hat begrenzte Fähigkeiten und bekommt nur begrenzte Möglichkeiten. Die wenigsten von uns werden mal in den Geschichtsbüchern stehen - und dann vielleicht nicht mal für gute Taten.
Kaum einer ist ganz allgemein wichtig. Denn das hieße: unersetzbar sein. Und egal, was man an Talent und Tugend so an den Tag legt - unersetzbar ist man dann eben auch nicht.
Zu glauben, dass man es doch wäre, führt nur dazu, dass die Mitmenschen grenzenlos genervt sind, und man selbst irgendwann ziemlich enttäuscht wird.
Um es extrem zu formulieren:
Ich glaube, dass keiner von uns wichtig ist,
aber dass jeder von uns wichtig für etwas oder jemanden ist.
Deshalb kann ich beiden - Rainer Kaune und marieanna - ein bisschen zustimmen.
Ja, man sollte sich nicht zu wichtig nehmen, aber ja, man sollte sich wichtig genug fühlen.
Find ich klasse: Einfach im Nachhinein den Spruch ändern *lach* Aber sowas geht natürlich nur, wenn der Autor hier unter uns ist - also nicht zu hause mit fremden Sprüchen nachmachen ;-P es sei denn, ihr heißt Joy und habt dafür einen plausieblen Grund ... man will sich ja hier nicht selbst ins Fleisch schreiben *lach*
Uhm - nachdem der Spruch geändert worden ist, traue ich mich fast gar nicht die Diskussion weiter zu führen...
aber ich habe noch einmal über das Thema nachgedacht:
Natürlich ist man in vielen Dingen, wie zum Beispiel im Job, ersetzlich.
Aber ist nicht jeder Mensch für irgendeinen Anderen unersetzlich? Für die Familie zum Beispiel, oder für den besten Freund. Für einen verlorenen Bruder kann nicht einfach ein Anderer einspringen. Für einen geliebten Menschen gibt es keinen Ersatz.
Für das große Weltgeschehen spielt man als Einzelperson normalerweise keine Rolle, ist ersetzlich, aber eben nicht für jeden.
Man ist nur nicht für jeden unersetzlich.
Signatur
I'm the hero of this story, don't need to be saved.
"Ich bin überwichtig, unentbehrlich, unersetzbar!" - Recht amüsant das, was Karl Heinrich Waggerl in diesem Zusammenhang schreibt:
"Ich weiß, was Cäsar wirklich sagte, als er unter den Dolchen der Verräter zusammenbrach. 'Brutus!', sagte er, 'was fällt dir ein? Ich bin unentbehrlich!' "
"[...] wenn man sehr große Leute am Schluss ihres Lebens fragt, was sie gedacht und getan hätten, würden sowohl Michelangelo wie Lord Kitchener antworten, nichts anderes wie hinter dem Ladentisch gestanden und Zeit ihres Lebens Zigaretten verkauft.
Nur die romantischen Typen finden sich bemerkenswert [...]"
Aus: Brief an Oelze, Nr. 124
In meiner Tageszeitung lese ich heute
(am 5. Juli 2011) :
"Man stelle sich nur mal vor, ich wäre tatsächlich sterblich! Eine ohne mich durchs All kullernde Erde - ein unerträglicher Gedanke."
Geschrieben (natürlich nicht ohne Selbstironie) von dem 25-jährigen Kolumnisten Alexander Janke.
Quelle: Jugendseite "Chili" der "Kreiszeitung (Zeitung für die Landkreise Diepholz und Oldenburg).
Beim Blättern in einem älteren Buch fällt mir diese Textstelle ins Auge:
"Doch die Gefahr einer Fehlentwicklung ist groß, wenn ein bestimmter Grad von Ehrgeiz überschritten wird und das Sich-wichtig-Nehmen in ein Sich-zu-wichtig-Nehmen oder Allein-wichtig-Nehmen umschägt."
In: Alexander Müller, Grundlagen der Individualpsychologie, Zürich 1973, S. 135
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