Das Spruch-Archiv

Würd ich nicht drauf wetten. Erbanlangen sind mehr als nur die Basis. Sie können auch ziemlich ausschlaggebend sein. Schließlich bestimmen sie, ob man bei einer negativen Umgebung in den Trotz oder in die Selsbtvernichtung geht ^^

Liebe Joy,
So wie für deine "Unfehlbarkeit" (grins),
liegen auch die Grundlagen für den Trotz in den Erbanlagen,
doch ob er wirklich durchbricht liegt an deiner Erziehung?
Denke, wir bekommen bei der Geburt einen Sack voll
Verhaltensmuster mit, die für unser Überleben sehr wichtig sind, so das wir sie nicht erst von null auf erlernen müssen.
Darauf aufbauend folgt die Spezifikation entsprechend der vorhandenen Umweltbedingungen, zu denen auch die Erziehung gehört.
Wäre dem nicht so, hätte das Leben so wie wir es kennen
ganz, ganz schlechte Karten.
LGr Karl

Natürlich liegen Unfehlbarkeit (ha.ha. -.-*) und Trotz auch in den Erbanlagen. Aber liegt es wirklich nur an der Erziehung oder Umgebung, ob es durchbricht oder nicht? Ich denke nicht. Ich will das nicht denken.

Liebe Joy,
warum manches nicht denken,
die Welt ist so interessant und schön,
wenn wir nicht immer unser "kulturhistorisches Sieb"
darüber stülpen. Im Denken können wir ganze Welten aufbauen und niederreißen, in Sekunden, die Vorstellungskraft ist etwas göttliches, und sie greift nicht direkt in die Wirklichkeit ein.
Ob schlecht oder gut, die Welt ist so wie sie ist.
Rousseau meinte der Mensch wird wie ein leeres Blatt
geboren, das stimmt meiner Meinung aber nicht so.
Wir haben von Geburt an alles in uns, durch die Umweltbedingungen wird es dann entwickelt und spezifiziert, jenachdem was das Individuum zum Überleben oder zur Entfaltung benötigt.
Innerhalb der Umwelteinflüsse korrigiert die Erziehung die Richtung der Entwicklung.
Ja, alles was wir sind ist das Ergebnis von Umweltbedingungen und der Erziehung,
denn unser Denken, was uns anscheinend völlige Wahlfreiheit lässt, ist ebenfalls ein Produkt von Umwelt und Erziehung.
Ps.: Warum verroht der Mensch so sehr?
Weil er bestimmten Umwelteinflüssen und mangelnder Erziehung unterliegt.
LGr Karl

Nun, die Sache mit den Freien Willen ermöglicht, manche Dinge nicht denken zu müssen. Ich empfinde das als überaus ... entspannend. So selektiert man die Gedanken aus, die einen nicht offensichtlich weiter bringen. Wenn es für mich nun relevant wäre, mir nähere Gedanken darüber zu machen, ob die Dinge alle im Außen begründet sind (und im Prinzip besagt deine These, dass wir zwar die inneren Grundstöcke haben (die aber auch nicht von uns sondern von unseren elterlichen Genen stammen) und ansonsten nur Umwelt und Erziehung auf unseren Charakter Einfluss nehmen) und damit wir keinerlei Selbstwirksamkeit in unserem Leben haben, dann würde ich es tun. Allerdings wiederspricht mein Gedanke der Eigenverantwortung, auf dem ein Großteil meines agrumentativen Denkens aufgebaut ist, deiner Thesik, dass wir nur von Außen gesteuert werden - sei es durch die angeblich zufällig verteilten Gene, die psychologisch verkorkste Erziehung der Eltern oder die willkürlichen äußeren Gegebenheiten und Umstände. Daher will ich mir über diese meine Grundfeste erschütternde Annahme keine wirklichen Gedanken machen - was aber auch größtenteils mit der Uhrzeit des Tages und meiner aktuellen Matscheheit im Hirn zu tun hat, die auf viel zu lange Studientage zurück zu führen sind.
Ich gehe also einfach mal den Gegenweg: Laut dem Spruch und der von dir angeführten Arugmentation sind wir Produkte unserer Umwelt. Nichts in unserem Leben verdienen oder erschaffen wir selbst oder aus eigener Kraft. Egal, was wir tun, es hat im Fazit doch immer damit zu tun, dass die Umwelt der Erziehung und unsere von unseren Eltern mit gegebene Erbanlage uns erlaubt haben, diesen Zug auszuprägen. Das gefällt mir nicht. Daher frage ich: Was ist, wenn wir nicht von unserer Umwelt geprägt werden, sondern ganz im Gegenteil prägend auf unsere Umwelt einwirken?

Um diese Fragestellung zu untermauern möchte ich gerne noch etwas viertes - stärker als die anderen Aspekte - einbringen. Was ist, wenn es nicht nur Gene (Biologie), Umwelt (Kultur) und Erziehung (Beziehung) gibt (Wer das Enneagramm und mich kennt wird meine wiederkehrende Affinität für die Trinität zwischen Bauch, Kopf und Herz erkennen ;-P)? Was, wenn es noch etwas Höheres gibt, das ebenfalls Einfluss nimmt? Du ahnst es vielleicht schon: Was ist mit der Seele?

Die Seele hat alle Informationen, die sie braucht. Sie weiß, wer wir sind, waren und sein können. Sie weiß auch, wer wir sein sollen oder wollen. Sie kann Einfluss nehmen auf die anderen Bereiche. Sie ist die Brille, mit der wir die Umwelt und die Beziehung und die Bilologie betrachten. Sie ist es, die den Ausschlag gibt. Sie ist das Zünglein an der Waage. Sie ist mehr als passives Konsumieren von äßeren Einflüssen und Gegebenheiten.

Im Prinzip ist unser Argunentationsstrang also nicht unähnlich. Dennoch: Ich bin überzeugt, dass wir nicht Opfer unserer Umwelt sind. Ich bin überzeugt, dass wir immer die Wahl haben, uns wie ein Opfer, ein Täter oder ein eigenverantwortlicher Mensch zu benehmen. Wir sind kein leeres Blatt Papier, sicherlich nicht. Aber wir sind auch nicht das Produkt unserer Umwelt.

Der Mensch verroht nicht. Es mag so scheinen, aber es stimmt nicht. In manchen Bereichen gibt es solche Tendenzen, aber der Mensch an sich wird sensiebler. Viel, viel sensiebler. Es geschieht in kleinen Schritten, aber es geschieht. Die Weichen der Veränderung sind gelegt. Nun braucht es nur noch Zeit und Mut. Lange werden wir das Bild der verrohten Menschheit nicht mehr aufrecht erhalten können.