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“Nimm dich vor Wörtern in acht”, sagte er. “Sobald du wegschaust, werden sie ihr eigenes Leben führen, werden sie dich blenden, hypnotisieren, terrorisieren, - dich von der Wirklichkeit, für die sie stehen, fort in die Irre führen -, dich dazu verleiten sie für wahr zu halten.
"Ich sehne mich nach einem festen Grund, einem sicheren Fundament für mein Leben.”
“Sieh es doch so an”, sagte der Meister. “Was ist der feste Grund für den Zugvogel, der Kontinente überquert? Was ist das sichere Fundament für den Fisch, der vom Fluß in das Meer getragen wird?”
"Sex", sagte der Meister, "ist für diejenigen, die ihn kennen, göttlich." "Für die, die ihn kennen?" Sagte der Meister: "Der Frosch sitzt nahe bei den Blumen und weiß nichts von dem Honig, den die Biene findet."
Als der Meister gefragt wurde, was er an seinen Schülern tue, sagte er: “Dasselbe, was ein Bildhauer an einer Meerjungfrauenskulptur tut: Er nimmt einen Marmorblock und schlägt alles ab, was nicht wie eine Meerjungfrau aussieht.”
Als seine Schüler später wissen wollten, was er damit genau meinte, sagte der Meister: “Meine Aufgabe ist, alles wegzumeißeln, was nicht Du bist: jedes Denken, Empfinden, jedes Verhalten, jede Gewohnheit, jeden Zwang, der Dir aus Deiner Bildung und Vergangenheit anhaftet.”
"Ist es möglich, das Göttliche zu sehen?” “Du siehst es doch jetzt.” “Warum erkennen wir es nicht?” “Weil Du es mit Hilfe der Gedanken verstellst.”
Die Schüler schüttelten verständnislos den Kopf. Daraufhin sagte der Meister:
“Wenn der Nordwind bläst, wird Wasser zu einem starren Block, der 'Eis' heißt. Wenn das Denken einsetzt, zersplittert die Wirklichkeit in Millionen starre Stücke, die 'Dinge' heißen.”
Was muss man tun, um erleuchtet zu werden?” fragten die Schüler. Der Meister antwortete: “Ihr müsst herausfinden, was das ist:
Es fällt ins Wasser und schlägt keine Wellen, huscht durch die Zweige und gibt keinen Laut, betritt Wiese und Feld und berührt keinen Halm.”
Nach wochenlangem, fruchtlosem Überlegen fragten die Schüler: “Was ist das für ein Ding?” “Ding”, sagte der Meister, “es ist keineswegs ein Ding.” “Dann ist es nichts?” “Man könnte es so sagen.” “Wie sollen wir dann danach suchen?”
“Sagte ich, dass ihr danach suchen sollt? Es lässt sich finden, kann aber niemals gesucht werden. Sucht und ihr werdet fehlgehen.”
Die Fische eines Flusses sprachen zueinander: "Es gibt Leute, die sagen, unser Leben hänge vom Wasser ab. Aber was ist Wasser? Wir haben niemals Wasser gesehen."
Da sprachen einige, die klüger waren als die anderen: "Wir haben gehört, im Meer draußen lebe ein Fisch, der alle Dinge weiß. Wir wollen zu ihm gehen und ihn bitten, uns das Wasser zu zeigen."
Da machten sich einige auf und suchten das Meer. Sie fanden endlich auch den Fisch und erzählten ihm, dass sie das Wasser suchten.
Der alte Fisch hörte sie an und sagte: "Wie soll ich Euch das Wasser zeigen? Ihr bewegt Euch darin. Ihr lebt darin. Aus dem Wasser kommt ihr, im Wasser endet Euer Leben. Ihr lebt im Wasser und wisst es nicht. Alles, was Euch umgibt, ist Wasser."
Wenn wir auf der Suche sind nach Gott, so hören wir: Alles ist Gott. Alles Leid ist Gott und alles Glück. Alles Schicksal ist Gott, und alle Mühe, es zu bestehen, ist auch Gott.
Nichts ist, das nicht in Gott wäre. Was auch könnte bestehen außer in Gott?
Einer der Vorbehalte des Meisters gegenüber religiösen Führern war dieser: sie nähren oft ein blindes Vertrauen in den Gläubigen, das so weit geht, dass selbst dann, wenn Schüler eine Frage zu stellen wagen, sie dabei immer innerhalb der engen Grenzen ihres Glaubens bleiben.
Es war einmal ein Prediger, erzählte der Meister, der sich redlich darum bemühte, die Schüler bei seinen Vorträgen zu Fragen animieren. So kam er auf diesen Einfall: Er erzählte ihnen die Geschichte von einem enthaupteten Märtyrer, der mit seinem Kopf in den Händen dahinwanderte, bis er an einen breiten Fluß kam. Weil er nun beide Hände zum Schwimmen brauchte, nahm er seinen Kopf in den Mund und schwamm sicher ans andere Ufer.
Einen Augenblick lang herrschte widerspruchsloses Schweigen, doch dann stand zur Freude des Predigers ein Mann auf und warf ein: “Das kann er nicht gemacht haben!”
“Warum nicht?”, fragte der Prediger erwartungsvoll.
“Weil er nämlich nicht atmen kann, wenn er den Kopf im Mund hat.”
Ein Aktivist kehrte zum Meister zurück, um in Erfahrung zu bringen, was für ein Licht er noch bräuchte.
“Das Licht, um den Unterschied zwischen einem Liebhaber und einem Aktivisten zu kennen”, sagte der Meister. “Ein Liebhaber nimmt an einer Symphonie teil.” “Und der Aktivist?” “Ist vom Klang seiner eigenen Trommel gepackt”, sagte der Meister.
Zu einer Gruppe von Sozialaktivisten, die seinen Segen zu einem Plan wünschten, den sie nun in die Tat umsetzen wollten, sagte der Meister:
“Was Ihr braucht, fürchte ich, ist Licht und nicht Aktion.”
Danach erklärte er: “Das Böse durch Aktivität zu bekämpfen ist wie gegen die Dunkelheit mit beiden Händen anzugehen. Was Ihr also braucht, ist Licht, nicht Kampf.”