Das klingt überzeugend. Was aber ist für das Kind "liebevoller Widerstand?"
Ich empfinde ihn so, wenn ich meinem Enkel, Mariano, einmal wöchendlich helfe: Er ist sehr freundlich, sagt Ja und Amen, wenn ich ihm die Bruchrechnung erläutere. Aber dann, plötzlich, besteht er auf seinen Lakritzschlangen.Ich gebe nach. Nur so konnte ich Ermüdung und Widerstand? brechen.
Korrumpiere ich ihn nun?
Der Erfolg gibt mir Recht. Von 4 auf 2- verbessert...
in einem Jahr.
Kurz: Das ist für mich "liebevoller Widerstand"..oder?.
.
Hm. Erkenne ich jetzt keinen liebevollen Widerstand drinnen.
Für mich ist liebevoller Wiederstand sowas wie sanfte Strenge:
Man sagt auch mal nein, wenn das Kind etwas möchte. Aber nicht, weil man die Fähigkeit dazu hat, sondern weil man es muss. Es tut einem selbst ein bisschen leid, dem Kind den Spaß zu verwehren, aber man handelt nach bestem Wissen und Gewissen und kann dem Kind, wenn es das möchte, die Gründe dafür auch erläutern.
Man zeigt dem Kind Grenzen. Aber nicht mit Anschreien und Liebesverweigerung, sondern durch ein erstes Gespräch und Vertrauen. Und wenn es dann - diesmal voll bewusst - wieder den selben Mist macht, dann ist man konsequent. Nicht rachsüchtig, nicht unerbittlich, aber in angemessener Weise konsequent.
Man hat Vertrauen in das Kind und Geduld. Man warnt es, aber man muss nicht bei jeder Kleinigkeit maulen und schimpfen, sondern man kann auch einfach mal darauf vertrauen, dass es aus dem, was es da gerade veranstaltet, auch selbst wieder rauskommt. Und dann steht man mit Handtuch und Pflaster da und wartet.
Und: Man wird nicht "labberig". Ich glaube, das ist das wichtigste. Ich denke, Kinder brauchen oft erstmal eine Richtlinie. Nicht, dass sie nicht selbst irgendwann anders denken würden. Aber es hilft ihnen zu Orientierung: "So sieht der Wertekatalog eines anderen aus.". Und dann können sie sich aussuchen, welche Werte sie übernehmen und welche sie nicht anerkennen.
So eine Richtlinie ist aber zwecklos, wenn sie sich immer wieder verschieben lässt.
Ich weiß beispielsweise, dass es mich mit etwa dreizehn maßlos geärgert hat, wenn ich Grenzen übertreten habe, und alle waren tolerant und verständnisvoll. In dem Moment, in dem man seine Eltern anmault und dabei auch ein bisschen über die Stränge schlägt, ist es einfach nicht hilfreich, wenn die sagen "Das wird schon alles wieder". Dann fühlt man sich nämlich schlicht nicht ernst genommen.
Ganz im Sinne von:
Ich möchte kein Verständnis.
Verständnis bedeutet immer, dass ich etwas falsch gemacht habe, aber dass man es mir nachsieht, weil ich aus Wut oder Angst, aus Gleichgültigkeit oder Eifersucht gehandelt habe.
Es bedeutet, dass mein Gegenüber nicht erwartet, dass ich meine Gefühle im Zaum halten kann. Er versetzt sich in meine Lage, weil ich nicht vernünftig wirke, wenn man mich nur von außen betrachtet. Er drückt auf liebevolle Weise seine Geringschätzung aus.
Ich möchte Konsequenz spüren, Wut und Sanktion. Sie sind der Beweis, dass mein Gegenüber eigentlich eine hohe Meinung von mir hat.
Hope is the biggest lie there is, and it is the best.
We have to keep going as if it all mattered, or else we wouldn't keep going at all.
Allie Keys in "Taken"
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Wenn man fünf ist, weiß Papa alles. Wenn man zwölf ist, weiß Papa nicht alles. Wenn man achtzehn ist, weiß Papa nichts. Wenn man fünfundzwanzig ist, weiß Papa viel. Wenn man fünfunddreißig ist, sagt man: "Wenn doch bloß Papa jetzt da wäre, der wusste immer alles."
Die Kinder, die das Leben spielen, erfassen seine wahren Gesetze und Beziehungen richtiger als die Erwachsenen, die nicht fertigbringen, es würdig zu leben, sich aber durch Erfahrung, das heißt: das Fehlschlagen ihrer Pläne, für weiser halten
Sexuelle Aufklärung ist insoweit berechtigt, als die Mädchen nicht früh genug erfahren können, wie die Kinder nicht zur Welt kommen.
Karl KrausDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist († 12. Juni 1936) Zur Autorenbiographie
In früher Jugend sitzen wir vor unserm bevorstehenden Lebenslauf, wie die Kinder vor dem Theatervorhang, in froher und gespannter Erwartung der Dinge, die da kommen sollen. Ein Glück, dass wir nicht wissen, was wirklich kommen wird.
Arthur SchopenhauerDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist († 21. September 1860) Zur Autorenbiographie
Die Ablösung des heranwachsenden Individuums von der Autorität der Eltern ist eine der notwendigsten, aber auch schmerzlichsten Leistungen der Entwicklung.
Sigmund FreudDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist († 23. September 1939) Zur Autorenbiographie
Wenn ich irgendwann einmal erwachsen bin, wird sich mein Herz verschließen, und ich werde mich mit der Erinnerung an die paar glücklichen Momente von Kindheit und Jugend begnügen müssen
Wenn eine Raupe sich verpuppt, bevor sie zum Schmetterling wird, darf man nicht eingreifen. Kommt man da mit einem Skalpell zu Hilfe, sind nachher die Flügel kaputt. Ebenso muss eine heranwachsende Persönlichkeit ihre eigenen Erfahrungen zu machen, sonst wird sie nie richtig lebensfähig sein.
An den erwachsenen Leser: Ihr sagt: 'Der Umgang mit Kindern ermüdet uns.' Ihr habt recht. 'Denn wir müssen zu ihrer Begriffswelt hinuntersteigen. Hinuntersteigen, uns herabneigen, kleiner machen.' Ihr irrt Euch. Nicht das ermüdet uns. Sondern dass wir zu ihren Gefühlen emporklimmen müssen. Emporklimmen, uns ausstrecken, auf die Zehenspitzen stellen, hinlangen, um nicht zu verletzen.