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Christian Morgenstern

~ Von Rainer Kaune ~


Werdensnot, Leid und Liebe

Christian Morgenstern kam am 6. Mai 1871 in München als Sohn eines Landschaftsmalers zur Welt. Im Elternhaus umfing ihn eine Atmosphäre, die liebevoll und schöngeistig war.

Aber vorbei dann das Glück, als dem Zehnjährigen die Mutter an Schwindsucht wegstarb. Später folgten noch Schicksalsschläge wie diese: Schulmartyrium; Vereinsamung; Erkrankung an Tuberkulose; Studienabbruch aus Geldnot; Rauswurf aus dem Vaterhaus. Der alleinstehende junge Mann ganz verbittert: „Ich bin als der einzige Enkel eines reichen Großvaters und als der einzige Sohn eines hoch besoldeten Beamten [nämlich eines Kunstschul-Professors] als armer Teufel auf die Straße gesetzt worden [...]“

War der berufslose Kranke damit am Ende? – Nein; frei, klar und ruhig sah Morgenstern nun in die Zukunft. Ihm wurde zur Gewissheit, was vorher nur Ahnung war: Sein Leben stand unter einer Bestimmung; und die hieß -- Dichter sein.

Jetzt erblickte er auch Sinn in den Miseren seines bisherigen Lebens: „Ein Dichter muss 77-mal als Mensch gestorben sein, ehe er als Dichter etwas wert ist.“ Über alte und neue Nöte half ihm die Einstellung hinweg: „Ich stehe einfach in den Mensch- und Künstlerkrisen, die keinem Werdenden erspart bleiben, und diese Krisen sind immer bei jedem Ernsten Krisen auf Tod und Leben.“ Und was die zu erwartenden Lebensverzichte anging, so vertrat er die Ansicht: „Der eine lebt, der andere schreibt sich aus.“

Christian Morgenstern gab immer sein Bestes; bezeichnend sein Bekenntnissatz: „Ich verbrenne an meinem eigenen Maßstab.“ Unter diesem Arbeitsethos stand nicht nur sein Tun als Autor, sondern auch sein zeitweiliges Wirken als Übersetzer und Lektor.

Nie vergaß der Lungenkranke, dass ihm nicht all zu viel Zeit zur Verfügung stand; auf dem Papier klagte er einmal: „Es ist bitter, sich sagen zu müssen, dass man zwischen 35 und 45 zu erledigen hat, was man zwischen 45 und 60 hätte sollen erledigen können.“

Geldknappheit und Einsamkeitsgefühlte bedrückten weithin oft. Depressionen blieben nicht aus. Der Fünfunddreißigjährige notierte: „Meine Seele ist fortwährend das Spiel über sie hinziehender Schatten.“

Doch trotz aller Bedrängnisse war Morgensterns Leben vielfältig gesegnet. Er fand Freunde, fand geistige Führer, fand sie sowohl unter den Lebenden als auch unter den Toten. Vor allem aber: Seit 1908 hatte er eine Frau an der Seite, die sich tagtäglich als ideale Gefährtin erwies. Beseligt schrieb Morgenstern: „Mit dir vereint, gewann ich frischen Mut.“ Das sehr spirituell ausgerichtete Paar – das sich zunehmend der Anthroposophie Rudolf Steiners zuwandte - teilte die Überzeugung: „Wohin können wir denn sterben, wenn nicht in immer höheres, größeres – Leben hinein!“

Acht Jahre vor seinem Tod hatte Morgenstern einmal geäußert: „Ich werde erst sterben, wenn ich erfüllt haben werde, was ich erfüllt haben konnte.“ Diese Worte wurden Wahrheit. Als Christian Morgenstern am 31. März 1914 im Alter von 43 Jahren in Meran seinem Tuberkulose-Leiden erlag, hinterließ er ein literarisches Werk, das nicht das Werk eines vorzeitig Abgebrochenen, sondern das eines Vollendeten war.


Feingeistiges Werk

Das von Morgenstern Geschaffene ist feingeistig und äußerst facettenreich.

Seine ernsten Gedichte werden allerdings nur noch wenig beachtet. Sehr ansprechend geblieben sind seine philosophischen Aphorismen. Aber deutlich im Mittelpunkt des Interesses stehen nach wie vor seine hintergründig-komischen Gedichte, mit denen er zweierlei wollte: zum einen „die sinnlos gewordene Welt auf den Kopf stellen“, zum andern „durch groteske Komik entspannen“.

Auf den Feldern Humor und Weisheit ist Christian Morgenstern einer der Großen der deutschen Literatur.





Es stehen 209 Sprüche von Christian Morgenstern im Spruch-Archiv


Zufallsspruch von Christian Morgenstern

Jessie 1827 Sprüche 26.11.2006 - 23:36   deutscher Spruch Facebook Share
Vorsicht und Misstrauen sind gute Dinge,
nur sind auch ihnen gegenüber Vorsicht und Misstrauen nötig.

Christian Morgenstern erlaubterlaubtDer Spruch darf mit Autorenangabe frei verwendet werden, da die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist († 31. März 1914)
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